Gewollte Unschärfen lassen bei den neuesten Arbeiten von Birgit Unterweger nicht immer gleich die Fotografie erkennen. Foto: Gottfried Stoppel

Birgit Unterweger eröffnet am Samstag ihre Ausstellung „Code Red“ im Kunst-Werk in Fellbach. Die Bilder der Stuttgarter Künstlerin haben eine soghafte Wirkung.

Rot ist ihre Farbe: „Rot verkörpert Leben, Hitze, Sinnlichkeit.“ Vor allem letztere Eigenschaft ist es, die Birgit Unterweger fasziniert, die sie erfassen will. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihre „Models“ Menschen sind wie beispielsweise die Stuttgarter Burlesque-Tänzerin Fanny die Favola oder Blumen und Blüten. Diese bringt die Stuttgarter Künstlerin durch die Bewegung der Kamera regelrecht zum Tanzen.

Gewollte Unschärfen und mystische Verschleierungen lassen bei den neuesten Arbeiten von Birgit Unterweger nicht immer gleich die Fotografie erkennen, höchst malerisch wirken die abstrahierten Stillleben, die das Licht der Kamera erfasst. „Lichtmalerei“ nennt es Birgit Unterweger. Sie will mit ihren Fotos das Wesentliche, ja das Wesen erfassen – von Menschen wie von Blumen.

Ein Farbspektrum – von Pink bis Magenta

Durch die zigfache Vergrößerung und wegen des im wahren Wortsinn „heißen“ Farbspektrums von Pink bis Magenta haben die Bilder, die ab Samstag im Kunst-Werk ausgestellt sind, eine soghafte Wirkung. Die Arbeiten entstanden auf Anregung eines Stipendiums des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. „Die Ausschreibung kam im September 2021, Corona hatte die Kunstszene lahmgelegt und für mich war das eine richtige Motivationsspritze, ich habe mich sofort beworben und ein Konzept entwickelt“, erzählt die 65-Jährige, die lange Jahre selbstständig eine Werbeagentur führte und seit 1988 als freie Künstlerin arbeitet.

Ihre pflanzlichen Models sind keine sterilen und makellose Schönheiten aus dem Handel, lieber streift Birgit Unterweger durch die Natur, findet hier eine ihr unbekannte Dolde, dort eine Blüte, die kurz vor dem Vergehen noch einmal ihre ganze verschwenderische Pracht zeigt. Die Künstlerin arrangiert die Blüten in Vasen, auf rostigen Metallscheiben oder auf groben Holzbrettern, legt sie aber auch mal in eine kleine glänzende ovale Dose, aus der gerade noch „Hering in Tomatensoße“ gegabelt wurde.

Der Hintergrund ist mal ein pinkfarbener Flokati, mal weinroter Samt oder einfach entsprechend eingefärbtes Papier. Oft bewegt Birgit Unterweger ihr Fotoobjekt mit der einen Hand, in der anderen hält sie die Kamera, zieht auch diese weg und drückt in der Bewegung auf den Auslöser. Etliche Aufnahmen entstehen, sind mehr oder weniger faszinierend, und dann ist „die Eine“ dabei, mit der Birgit Unterweger weiter arbeitet. Manchmal ist das fertige Bild so sehr abstrahiert, dass der Betrachter gar nicht gleich auf eine Blume als Sujet kommt. Abgezogen werden die Fotos großformatig, teils auf Planen, teils auf Alu-Dibond-Platten.

Zauber der Vergänglichkeit

„Ich möchte den Zauber der Vergänglichkeit festhalten“, erklärt Birgit Unterweger ihre künstlerische Motivation. Obwohl sie schon am Absterben ist, zeige die Pflanze nochmals verschwenderisch ihre Pracht, man erkenne den rieselnden Blütenstaub und den Stempel, nehme Farbveränderungen wahr und sei gebannt von der Mystik dieser Naturschönheiten, erklärt die Künstlerin ihre Faszination.

Eröffnung

Laudatio
Die Ausstellung Code Red wird am Samstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Kunst-Werk Fellbach, Stuttgarter Straße 33, eröffnet. Die Laudatio hält die Kulturjournalistin der Stuttgarter Zeitung und des Kunstmagazins ART, Adrienne Braun. Danach zeigt die Tänzerin Fanny di Favola eine kurze Burlesque-Show.

Zeiten
Die Ausstellung ist bis 5. März jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die SWR-Landesschau berichtet am Donnerstag, 9. Februar, über Birgit Unterweger und die Ausstellung.