Fotokunst unter freiem Himmel im Bürgerpark Foto: Gottfried Stoppel

Die Fotografin Barbara Dombrowski zeigt in ihrer Fotoausstellung im Weinstädter Bürgerpark den Klimawandel von seiner menschlichen Seite. Fünf Kontinente hat die Waiblingerin dafür bereist.

Barbara Dombrowski gibt dem Klimawandel Gesichter. Von großformatigen Plakaten blicken diese den Betrachter ihrer Ausstellung im Bürgerpark in Weinstadt an. So sperrig der Titel der Schau unter freiem Himmel „Tropic Ice_Dialog between Places Affected by Climate Change“ klingen mag, so eindrücklich ist die Botschaft, welche die Fotografin Besuchern mitgeben möchte. Kurz zusammengefasst lautet diese mit den Worten Alexander von Humboldts: „Alles hängt mit allem zusammen.“ Die Erkenntnis, zu welcher der Gelehrte aus dem 18. Jahrhundert bei seinen Forschungsreisen kam, hat an Aktualität nichts verloren und lässt sich auf den heutigen Klimawandel anwenden. Das zeigt Dombrowskis Ausstellung anschaulich.

Die Fotografin dokumentiert keine Schäden

Dafür hat die Waiblingerin, die in Hamburg lebt, allerdings nicht Schäden durch Klimaextreme und Naturkatastrophen dokumentiert. „Weil uns das überfordert und uns nicht emotional erreicht“, erklärt sie. Stattdessen hat Dombrowski Angehörige unterschiedlicher indigener Völker der Erde porträtiert. So nimmt sie den Betrachter mit in deren Lebenswelten, etwa in jene der Inuit Ost-Grönlands. Zu sehen ist etwa das wettergegerbte Lächeln einer älteren Frau neben der fragilen Schönheit schmelzender Eisberge. Vis-à-vis dazu hängen Aufnahmen aus dem Amazonasbeckens Ecuadors, wo Dombrowski Angehörige der Achuar und Shuar getroffen hat. Sie habe versucht, das „übergewichtige und übergroße Thema“ des Klimawandels aufzubrechen, erklärt sie.

Fünf Kontinente bereiste die Fotografin während des zehnjährigen Fotoprojekts, das sie selbst finanziert hat. Gezielt habe sie zuerst mit Grönland und dem Amazonas-Regenwald Regionen besucht, die zu den Kipppunkten des Klimawandels gehören, sagt sie. Denn wenn das ewige Eis schmelze und Regenwald vernichtet werde, habe das nicht nur Auswirkungen auf die Menschen dort, etwa indem der steigende Süßwasseranteil im Meereswasser Strömungen verändere und so Einfluss auf das Vorkommen von Fischen, Robben und Walen als Lebensgrundlage der Inuit nehme. „Das führt auch dazu, dass sich der Golfstrom bei uns verändert.“ Zudem ist es kein Zufall, dass ein Ziel ihrer Reisen auch der Inselstaat Kiribati im Südpazifik war: „Die Leute haben das Problem, dass sie dort nicht mehr leben können, wenn der Meereswasserspiegel weiter steigt.“

Dombrowskis Fokus liegt stets auf den Menschen, während die Landschaften lediglich einen Rahmen bilden. So fordert die Fotografin die Betrachter auf, mit den Porträtierten in Beziehung zu treten, ihnen in die Augen zu schauen. „Es geht um Beziehung zwischen Menschen, Kontinenten, dem globalen Norden und dem globalen Süden.“ Dabei hätten die indigenen Völker den Industrienationen etwas voraus. „Sie leben verbunden mit der Natur, nehmen nur so viel aus ihr, wie sie brauchen. Von ihnen können wir viel lernen.“ Derweil seien wir hierzulande in einer „Beziehungskrise“ zur Natur.

Gestörte Natur-Mensch-Beziehung

Um diese gestörte Natur-Mensch-Beziehung darzustellen, hat Dombrowski vor zwei Jahren ein neues Fotoprojekt in Europa begonnen. Dazu sei sie etwa ein Jahr nach der Flut ins Ahrtal gefahren. „Vieles war repariert, aber die menschlichen Wunden nicht“, sagt die Fotografin über ihre Eindrücke. Des Weiteren besichtigte sie Küstenerosionen in Sizilien und Brandflächen. Auf den Abschluss dieses zweiten Projektes zum Klimawandel sind bestimmt viele gespannt, die Dombrowskis großartige Aufnahmen im Bürgerpark bewundert haben, die neben den Inuit Grönlands, den Achuar und Shuar des Amazonas und den Menschen aus Kiribati auch Maasai in Tansania und mongolische Nomaden der Gobi-Wüste zeigen.

So vereint Dombrowski in ihrer Fotoausstellung Menschen von fünf Kontinenten. Ein weiterer interessanter Aspekt, der die Schau zu einem gelungenen Beitrag zu den interkulturellen Wochen macht, in deren Rahmen sie stattfindet.

Ausstellung Die Fotografien von Barbara Dombrowski können noch bis zum 6. November besichtigt werden.