Gefangene Gangmitglieder schauen durch das Gefängnis in Quezaltepeque durch Gitterstäbe (Archivbild). Foto: dpa/Salvador Melendez

In El Salvador hat die Polizei nach einer Mordwelle mehr als 15 000 mutmaßliche Bandenmitglieder festgenommen. Wie die Behörden vorgehen und welche Kritik es daran gibt.

In weniger als einem Monat hat die Polizei in El Salvador mehr als 15 000 mutmaßliche Bandenmitglieder gefasst. Die Verdächtigen seien in den ersten 27 Tagen des Ausnahmezustands festgenommen worden, teilte Präsident Nayib Bukele am Freitag auf Twitter mit. Allein am Donnerstag gab es laut Polizei 484 Festnahmen.

Nach einer Mordwelle mit 62 Opfern an einem Tag hatte das Parlament des mittelamerikanischen Landes am 27. März einen 30-tägigen Ausnahmezustand gebilligt. Kurz vor Ablauf der Frist plädierte Generalstaatsanwalt Rodolfo Delgado nun für eine Verlängerung, wie lokale Medien am Freitag berichteten. Menschenrechtsorganisationen und die US-Regierung äußerten sich allerdings besorgt über das harte Vorgehen der Regierung gegen die Banden.

Zusammen mit großangelegten Einsätzen gegen mutmaßliche Gangster wurden die Strafmaße für Verbrechen der Banden erhöht. Das Parlament verabschiedete zudem eine Gesetzesreform, die das Verbreiten von Botschaften von Kriminellen, inklusive Graffiti oder in Form von Nachrichten, mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft.

Hohe Mordrate

Das Sechs-Millionen-Einwohner-Land El Salvador, in dem Banden für einen Großteil der Gewaltkriminalität verantwortlich gemacht werden, hatte vor wenigen Jahren die höchste Mordrate der Welt. Unter dem seit 2019 regierenden Bukele sank die Zahl deutlich.

Nach einem Bericht des Portals „El Faro“ und Angaben der US-Regierung geht der Rückgang jedoch unter anderem auf eine geheime Vereinbarung Bukeles mit den Banden zurück - das wies der Konservative zurück. Die Mordwelle deuteten manche Beobachter als Zeichen, dass die Banden mit dem angeblichen Deal mit der Regierung nicht mehr zufrieden waren.