Die Besitzer haben die Burg Lichtenberg über die Jahre gepflegt und alle Sanierungen mit dem Denkmalamt abgestimmt. Foto: Ralf Poller/avanti

Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: die Burg Lichtenberg in Oberstenfeld.

Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein: Die Burg Lichtenberg gehört zu den besterhaltenen Stauferburgen Deutschlands. Die Position der Burg auf einem Ausläufer der Löwensteiner Berge bei Oberstenfeld ist erhaben und bietet einen grandiosen Blick auf das Bottwartal. Die Burg selbst besticht mit ihrer Authentizität und ist mit ihrer originaler Bausubstanz fast noch in ursprünglichem Zustand.

Warum ist die Burg nach Jahrhunderten noch in so gutem Zustand? Sie hat sämtliche Kriege und Belagerungen überstanden. Im 30-jährigen Krieg wurde das Dorf Oberstenfeld, am Fuße der Burg Lichtenberg, stark zerstört. Die Lichtenberg selbst blieb davon jedoch unbehelligt. Im April 1945 nutzte die Wehrmacht die Burg für ihre Artilleriebeobachter. Am 19. April schlugen innerhalb von 20 Minuten rund 20  Panzersprenggranaten in das Gemäuer ein – Spuren davon sind auch heute noch zu erkennen. Um schließlich die komplette Zerstörung zu verhindern, bestieg die damalige Burgherrin Baronin Marie Luise von Weiler den Turm und entrollte eine schwedische Flagge, was den Angriff der alliierten Panzer sofort stoppte. Diese Tat rettete die Burg schlussendlich. Hinzu kommt, dass sie von den jeweiligen Besitzern immer wieder behutsam saniert wurde und alle Eingriffe vorab mit dem Denkmalamt abgestimmt wurden.

Wie alt ist die Burg? Das genaue Alter lässt sich exakt festlegen: Die Burg Lichtenberg wird erstmals 1197 in einer Urkunde von Markgraf Hermann von Baden im Zusammenhang mit Albertus von Lichtenberg genannt. Die Zeit des Lichtenberger Geschlechts auf der Burg endete 1357. 1483 belehnte Württembergs Graf Eberhard im Barte schließlich seinen Landhofmeister Dietrich von Weiler mit der Burg Lichtenberg, dessen Nachkommen auch heute noch auf der Burg leben. Ihr heutiges Erscheinungsbild stammt aus dem Zeitraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Die Burg verfügt über eine Nutz- und Wohnfläche von rund 2000 Quadratmetern.

Wie kommt man hin? Wer über die A 81 aus Richtung Stuttgart kommt, nimmt die Abfahrt Mundelsheim und folgt der Straße bis Oberstenfeld. Im Ort folgt man der Beschilderung. 300 Meter vor der Burg befindet sich ein kostenloser Parkplatz. Von Oberstenfeld aus kann man die Burg auch zu Fuß oder etwas mühsam auf steilem Weg mit dem Rad erreichen.

Wann finden Führungen statt? Immer am ersten Sonntag im Monat findet ab 14 Uhr eine Führung statt. Man kann sich für diese telefonisch anmelden oder einfach am Eingang zur Burg warten. Maximal sind 70 Personen zugelassen. Der Eintritt kostet 10 Euro – enthalten ist ein Glas Wein und eine Butterbrezel. Christoph Wichmann, der Geschäftsführer der Freiherr von und zu Weiler & Wichmann GbR, möchte mittelfristig zweimal im Monat Rundgänge anbieten. Aber auch wenn man nicht in die Burg hineinkann, lohnt sich der Aufstieg: Die Brüstung der Brücke ist für Wanderer eine beliebte Sitzgelegenheit. Mehr Informationen gibt es unter www.burg-lichtenberg.de.

Was sind die Schmuckstücke der Burg? Die Burg hat alles, was eine Burg ausmacht: Die Zugbrücke wurde zwischenzeitlich durch eine Steinbrücke ersetzt – aber die Schießscharten, die Pechnase sowie die Überreste des Falltores sind noch erhalten. Das Innentor der Anlage erreicht man durch einen Torzwinger. Nördlich verläuft die Ringmauer mit einem Uhrentürmchen und dem Wehrgang zu einem nordöstlich über Eck stehenden Batterieturm.

Ein Schmuckstück ist die Kapelle, die dem heiligen Laurentius geweiht ist und aus der Zeit von 1220 bis 1230 stammt. In ihr befinden sich Wandmalereien, die der heutige Baron von Weiler als Kind entdeckt hat und die in den 1950er Jahren freigelegt wurden. Sie zeigen die Geschichte von Jesus. Zur Kapelle gehört auch noch ein Altarkreuz aus dem 16. Jahrhundert und eine hölzerne Empore. Die Burgkapelle kann auch für Hochzeiten gemietet werden. Nur noch ein Bild gibt es vom Flügelalter der Kapelle, der heute im Cloisters Museum in New York steht.

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Wo gibt es die beste Aussicht? Nicht entgehen lassen sollte man sich den Aufstieg auf den 30 Meter hohen Bergfried, der früher von einem Türmer bewohnt wurde – davon zeugt eine Toilette in einer Nische. Von dort hat man eine tolle Aussicht auf den Burghof und über das Bottwartal und die Weinberge. In Sichtweite befindet sich die Burg Hohenbeilstein, und bei gutem Wetter kann man bis zu den Vogesen blicken. Die Fenster sind zum Schutz gegen Taubenkot vergittert, lassen sich aber öffnen, um das eine oder andere Foto zu machen.

Wie wird die Burg genutzt? „Die Burg soll leben“ – so lautet das Motto von Christoph Wichmann, der dort einen Bier- und Weingarten in Planung hat und künftig gerne auch einen Kulturmittwoch für Kleinkunst auf den Weg bringen will. Schon jetzt kann die Burg mit ihren diversen Räumlichkeiten inklusive Rittersaal und dem außen liegenden Zwinger für Feste und Hochzeiten gemietet werden.

Vom Lichtenberg zur Burg Hohenbeilstein

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Nachbarschaft
Nur einige Kilometer von der Burg Lichtenberg entfernt liegt Beilstein. Hier befindet sich zwischen einem Feld- und Wanderweg und dem Schmidbach ein Barfußpfad mit 18 Feldern. Sehenswert ist auch die Burg Hohenbeilstein mit ihrer Falknerei. Einkehren kann man direkt daneben in einem Restaurant, das einen schönen Biergarten hat. Abkühlung gibt es dann im Mineralfreibad , welches die Gemeinden Oberstenfeld und Beilstein gemeinsam betreiben.