Bäcker haben einen großen Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs. Foto: argum/Falk Heller

Mehr junge Leute entscheiden sich für einen Handwerksberuf. Besonders erfreulich sieht es dabei in der Region Stuttgart aus. Hier liegt das Plus bei 1,7 Prozent.

Stuttgart - Das Handwerk in Baden-Württemberg kann sich über einen wachsenden Zuspruch freuen. Exakt 16 336 junge Leute beginnen derzeit landesweit ihre Ausbildung in einem Handwerksberuf, das sind rund ein Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Region Stuttgart ist die Lage noch günstiger; hier liegt der Zuwachs sogar bei 1,7 Prozent. Mit plus 16 Prozent besonders erfreulich ist dabei die Lage im Kreis Ludwigsburg; mit minus vier Prozent sieht es in der Landeshauptstadt Stuttgart weniger gut aus.

Unsere Betriebe haben in diesem Jahr enorm viel dafür getan, Auszubildende zu gewinnen – trotz der nach wie vor kaum existierenden Berufsorientierungsangebote in Schulen und auf Messen“, kommentiert Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold die Zahlen. „Die Ausbildungsleistung von Betrieben und Azubis in Pandemiezeiten ist als besonderer Kraftakt zu bewerten“, sagt Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart.

Mehr Abiturienten entscheiden sich für das Handwerk

Stolz ist Hoefling vor allem darauf, dass das Handwerk auch für Abiturienten attraktiv ist. Das Plus an Azubis mit Abitur in der Region Stuttgart liegt demnach bei 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch die Zahl der jungen Frauen, die ins Handwerk streben, ist um 3,9 Prozent gestiegen. Dagegen ist die Zahl der Berufsanfänger mit Migrationshintergrund in der Region um 3,7 Prozent zurückgegangen.

Insgesamt ist die Entwicklung im Handwerk günstiger als in Industrie, Handel und Dienstleistungen. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) im Südwesten haben bereits am Vortag einen Rückgang bei den Ausbildungsverträgen von 5,5 Prozent auf 32 355 gemeldet. Damit hat sich die Delle, für die Corona im vergangenen Jahr gesorgt hat, bei den IHKs noch vertieft; die Handwerkskammern im Land konnten den Rückgang immerhin teilweise ausgleichen. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatten die IHKs einen Rückgang bei den Neuverträgen von 15,5 Prozent und die Handwerkskammern von sieben Prozent gemeldet. Üblich ist, dass auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres am 1. September Neuverträge abgeschlossen werden.

Noch freie Plätze

Auch in diesem Jahr hofft das Handwerk auf Nachzügler. Landesweit seien noch mehr als 3550 Ausbildungsplätze unbesetzt. In der Region Stuttgart gibt es noch fast 300 freie Ausbildungsplätze. Die Situation für Bewerber sei hervorragend, so Reichhold. Womöglich sei sie sogar „besser als kommendes Jahr, wenn die Jugendlichen bereits mit dem nächsten Jahrgang konkurrieren“, fügt der Landeshandwerkspräsident hinzu. „Der Einstieg in die Ausbildung kann auch im Herbst erfolgen – es gibt keine Schlussfrist für den Beginn einer Ausbildung“, betont Hoefling.