Ein russischer Soldat steht auf dem Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja. (Archivbild) Foto: dpa/Uncredited

Nach Betreiberangaben ist das von der russischen Armee kontrollierte Atomkraftwerk in Saporischschja vollständig vom ukrainischen Stromnetz abgekoppelt worden. Laut Experten gefährdet dies auch die zwingend notwendige Kühlung der Reaktoren.

Am Donnerstag ist das von der russischen Armee kontrollierte Atomkraftwerk in Saporischschja nach Angaben des Betreibers vollständig vom ukrainischen Stromnetz abgekoppelt worden. Laut Mitteilung der Betreibergesellschaft Energoatom im Onlinedienst Telegram sei dies „das erste Mal in der Geschichte der Anlage“ geschehen. Die russische Armee hatte das Kraftwerk am 4. März eingenommen. Die Anlage verfügt über insgesamt sechs der 15 Reaktoren der Ukraine, die vier Millionen Haushalte mit Strom versorgen können.

Nach Angaben des Betreibers sorgten Brände auf dem Gelände des nahe dem Akw gelegenen Wärmekraftwerks für eine Unterbrechung der letzten noch verbliebenen Anschlussleitung an das Stromnetz. Drei weitere Leitungen seien bereits zuvor „durch terroristische Angriffe“ der russischen Seite beschädigt worden. Dennoch sei die Stromversorgung des Akw selbst über das Wärmekraftwerk noch gewährleistet. Es werde derzeit versucht, zumindest einen Reaktor wieder ans Netz zu bringen, erklärte Energoatom.

Akw zuletzt mehrfach unter Beschuss geraten

In den vergangenen Wochen war das größte Akw Europas, welches sich nicht weit von der von Russland annektierten Halbinsel Krim befindet, mehrfach unter Beschuss geraten, was Ängste vor einer Atomkatastrophe schürte. Beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

Nach Einschätzung von Experten gefährdet eine Abkoppelung vom Stromnetz auch die zwingend notwendige Kühlung der Reaktoren. Energoatom vermutet, dass Russland Saporischschja an das Stromnetz der Krim anschließen will.