Der SS-Untersturmführer Walter Schallock war im Zweiten Weltkrieg daran beteiligt, Kriegsverbrechen in der Ukraine zu vertuschen. Foto: Arte/Bundesarchiv/Telekult/F. Gnad

Ein Arte-Themenabend erinnert an den 8. Mai 1945. Alle Beiträge weisen auch Bezüge zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf.

Wer sich schon als gottgewollten Sieger eines Krieges sieht, mag auch glauben, alle Gesetze umschreiben zu können. Im Dritten Reich aber hat dieser Glaube nicht lange gehalten. Den Nazis war klar, dass das, was sie taten, ungeheures Unrecht war. Und so versuchten sie, während sie dem Gros des eigenen Volkes die Lüge vom nahen Endsieg vorbellten, die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen, um später nicht belangt werden zu können. Davon erzählt der Dokumentarfilm „NS-Geheimkommando 1005“ von Ingolf Gritschneder, den Arte an diesem Mittwoch um 21.45 Uhr erstmals ausstrahlt.

Schon der Titel weist auf den Willen der Nazis zur Verdunkelung. Sie scheuten jeden sprechenden Titel für ihre Vertuschungsaktion, wählten ein nichtssagendes Aktenkürzel. Wehrmacht und SS hatten beim Vorrücken im Osten mit Massenerschießungen die Ausmerzungsfantasien ihrer Anführer umgesetzt. Nun sollten die Massengräber exhumiert und die Leichen verbrannt werden, bevor die Rote Armee Spuren sichern konnte. Zur Arbeit selbst zwang man KZ-Insassen, die dann ebenfalls ermordet wurden.

Von Kunstdiebstahl bis Massenmord

„NS-Geheimkommando 1005“ läuft als Teil eines Arte-Themenabends zum Jahrestag der Befreiung am 8. Mai 1945. Um 20.15 ist die umfangreiche Doku „1944: Bomben auf Auschwitz?“ zu sehen, um 22.45 Uhr „Die Maginot-Linie“ und um 23.35 Uhr „Der Kunsthandel im besetzten Paris, 1940-1944“. Auf den ersten Blick scheint keiner dieser Beiträge jene Problematik direkt anzugehen, die in diesen Tagen alle Gedenkfeiern überschattet. Die Rote Armee hat einst das Ende des Naziregimes unter hohen Verlusten mit erkämpft, blieb vielen Deutschen aber trotzdem als Schreckenshorde in Erinnerung. Nun agiert Russlands Armee in der Ukraine als mordende Soldateska.

Auf den zweiten Blick aber sind alle Teile des Themenabends mit dem Hier und Heute verknüpft. Wir erleben wieder wie in „Die Maginot-Linie“ das Scheitern militärischer Pläne, nur diesmal aufseiten des Aggressors. Auch Russlands Armee plündert Kunstschätze, begeht Kriegsverbrechen und rückt mit mobilen Krematorien an. Vor allem aber führt die Spurensuche von „NS-Geheimkommando 1005“ in die Ukraine. Wir sehen Städte und Gedenkstätten heil, die nun unter Beschuss oder bereits in Trümmern liegen. Wir sehen Menschen, die nach den Details der Kriegsverbrechen von damals forschen – da noch mit dem Gedanken, das könne dazu beitragen, dass es nicht wieder geschieht.

Themenabend zum Tag der Befreiung. Arte, Dienstag, ab 20.15 Uhr. Alle Beiträge in der Mediathek des Senders abrufbar.