Barthl (Friedrich von Thun) und Sophie (Aglaia Szyszkowitz) bekommen überraschenden Besuch von einem Kamel. Foto: ARD Degeto/Hendrik Heiden/Hendrik Heiden

Im neunten Film aus der vergnüglichen ARD-Reihe „Zimmer mit Stall“ mit Aglaia Szyszkowitz und Friedrich von Thun nutzen die Autoren das Zirkusthema, um allerlei Vorurteile zu hinterfragen.

Der Zirkus ist im Dorf! Eigentlich eine gute Nachricht, es sei denn, das artistische Ensemble bringt Vorurteile zum Vorschein; und darum geht es im neunten Film der Reihe „Zimmer mit Stall“. Die Vorbehalte nehmen ihren Lauf, als das Zirkuszelt abbrennt; prompt ist von Versicherungsbetrug die Rede. Außerdem sind die Mitglieder der Familie Poldini Roma. Gerade für ältere Deutsche steht der mittlerweile verfemte Begriff „Zigeuner“ nach wie vor für „ziehende Gauner“. Prompt reagiert Barthl (Friedrich von Thun), der Zwangsnachbar von Fuchsbichlerhofbesitzerin Sophie (Aglaia Szyszkowitz), höchst alarmiert, als sie den stolzen Poldinis Asyl gewährt, bis die Sache mit der Versicherung geklärt ist: Er ist überzeugt, dass Sinti und Roma alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Natürlich bedient sich das Autorenpaar Holger Gotha und Philipp Weinges dieser Figur, um sich mit den entsprechenden Klischees auseinanderzusetzen. Zunächst deckt sich Barthl mit allerlei Schlössern und einem akustischen Bewegungsmelder ein, aber als Zirkusdirektor Mateo (Winfried Glatzeder) bei einer Clownnummer auf dem Marktplatz zur Zielscheibe der Dorfjugend wird, ergreift er Partei für den gleichaltrigen Mann: Nicht aus Sympathie, wie er betont, sondern weil ihm Ungerechtigkeit zuwider sei. Mateo erkundigt sich nach dem Grund für seine Ressentiments gegen Roma und beschämt Barthl, als er von der Ermordung seiner Familie in Auschwitz berichtet. Spätestens jetzt ist klar: Dieser Freitagsfilm soll nicht allein dem Zeitvertreib dienen.

Trotz des ernsten Hintergrunds ist „So ein Zirkus“ dennoch amüsant, denn die Zirkusleute sorgen auch in emotionaler Hinsicht für Trubel: Zwischen Sophies Tochter Leonie (Carolin Garnier) und dem Messerwerfer Adriano (Zejhun Demirov) knistert es vernehmlich. Gotha und Weinges nutzen jedoch auch diese Ebene, um eine weitere Form von Diskriminierung zu thematisieren: Dompteur Django (Cem Aydin) ist zwar klein von Gestalt, hat aber das Ego eines Riesen und baggert Sophie nach allen Regeln der Kunst an. Sie lässt sich zumindest auf ein Abendessen ein. Als der Stammtisch in der Gastwirtschaft böse Witze über ihre kleinwüchsige Begleitung reißt, ist Sophie empört, wenn auch weniger über die Deppen am Nebentisch, sondern vor allem über Django, der gute Miene zum bösen Spiel macht; es ist Rosalie, die ein Zeichen setzt. Das klingt nach Drama, und tatsächlich schlägt der Film immer wieder ernste Töne an, aber der Grundton bleibt heiter.

Zimmer mit Stall: So ein Zirkus. An diesem Freitag, 20.15 Uhr, ARD