Über Geschmack und gute Architektur lässt sich streiten. Das gilt auch für die teuersten Gebäude der Welt. Die milliardenschwere Top Ten birgt aber auch eine Überraschung.
Wenn die Rede auf das vermeintlich Maßlose in der hiesigen Baubranche und Architektur kommt, muss die Elbphilharmonie in der Hamburger Hafen-City als Negativbeispiel herhalten. Tatsächlich ist das Wahrzeichen der Hansestadt ein Projekt der Superlative: gut zehn Jahre Bauzeit und 866 Millionen Euro Kosten. Kompletter Wahnsinn, oder? Für deutsche Verhältnisse vielleicht.
Doch im internationalen Vergleich nehmen sich prestigeträchtige Projekte – oft Museen und andere Kulturstätten – wie die Elbphilharmonie geradezu bescheiden aus, zumal sie Bauten sind, die theoretisch allen Bürgern offenstehen.
Anders verhält es sich mit den kostspieligen, weil zu großen Teilen steuerfinanzierten und meist noch im Bau befindlichen Infrastrukturprojekten, allen voran Stuttgart 21, der Flughafen Berlin-Brandenburg oder auch der Terminal 3 am Flughafen Frankfurt – all das sind gigantische, milliardenschwere Projekte, auch im internationalen Vergleich.
Superlative in Asien
Das Vorurteil aber, dass die sogenannten Stararchitekten stets die kostspieligsten Projekte entwerfen, kann angesichts der folgenden Liste der zehn teuersten Bauten der Welt locker entkräftet werden. Einzig der Brite Norman Foster taucht hierbei auf, mit seiner Konzeption für die ringförmige Zentrale des Apple-Konzerns im kalifornischen Cupertino. Der ikonische Bau war und bleibt auch aus architekturkritischer Perspektive ein großer Wurf.
Die Maßstäbe verschieben sich, ästhetisch wie finanziell: diesbezügliche Superlative finden sich nicht mehr in Europa, sondern vor allem in Südosten Asiens und auf der Arabischen Halbinsel, wo gigantische Bauvorhaben realisiert werden. Das folgende Top-Ten-Ranking konzentriert sich auf klassische Gebäudeformen, auf Flughäfen und Stadien wurde verzichtet. Die Daten basieren zum großen Teil auf Erhebungen des Statistik-Portals Statista und MSN Money.
Platz 10: Emirates Palace
Der Emirates Palace in der emiratischen Hauptstadt Abu Dhabi belegt Platz zehn in unserer Liste der teuersten Gebäude weltweit. Umgerechnet 3,5 Milliarden Euro soll das Luxushotel gekostet haben. Die Gäste des 5-Sterne-Hotels werden in Coral-, Pearl- und Diamond-Gäste aufgeteilt. Jedem Gast steht dabei ein privater Butler zur Verfügung.
Platz 9: Parlamentspalast Bukarest
Der Parlamentspalast in Bukarest, der einzige europäische Bau im Ranking. Das Gebäude in Rumäniens Hauptstadt wurde von 1983 bis 1989 nach den Ideen des diktatorisch regierenden Präsidenten Nicolae Ceaușescu errichtet. Unter der Leitung der damals noch jungen Architektin Anca Petrescu wurden Tausende von Menschen umgesiedelt und ein Großteil der Altstadt abgerissen. Die Kosten: geschätzte 3,6 Milliarden Euro.
Platz 8: One World Trade Center
Der höchste Wolkenkratzer in New York belegt mit rund 3,8 Milliarden Euro Baukosten den achten Platz der teuersten Bauten der Welt. Das One World Trade Center ist mit einer Höhe von 541,3 Metern das neue Wahrzeichen der Stadt, auch weil es exakt an der Stelle des 2001 durch die Terroranschläge zerstörten World Trade Centers errichtet worden ist.
Platz 7: Wynn Palace
Das Wynn Palace ist ein Hotelkomplex in Macao, Volksrepublik China und beherbergt zahlreiche Restaurants, eine Shopping Mall, Casinos und mehr als 1700 Zimmer, Suiten und sogenannten Villen. Es gehört zur Wynn-Resorts-Gruppe, dessen Gründer der US-amerikanische Milliardär Steve Wynn ist. Baukosten: rund 3,9 Milliarden Euro und damit Rang sieben.
Platz 6: Cosmopolitan-Hotel
Rund 4,1 Milliarden Euro kostete die Erbauung des luxuriösen Cosmopolitan-Hotels (Mitte) in der Glücksspielmetropole Las Vegas, das seinen Gästen auf 61 Stockwerken reichlich Annehmlichkeiten bietet, darunter ein Theater mit 1800 Sitzplätzen. Für die Architektur zeichnete die Friedmutter-Gruppe verantwortlich, das Büro des New Yorker Architekten Brad Henry Friedmutter. Platz sechs!
Platz 5: Resorts World Sentosa
Etwa 4,6 Milliarden Euro kostete das Resorts World Sentosa in Singapur und belegt damit Platz fünf in unserem Ranking der teuersten Bauwerke der Welt. Der Hotelkomplex befindet sich auf der Insel Sentosa und beherbergt unter anderem das zweitgrößte Ozeanarium der Welt.
Platz 4: Apple-Campus
Der Apple-Konzern hat sich vom Stararchitekten und Pritzker-Preisträger Norman Foster einen Campus im kalifornischen Cupertino bauen lassen. Der ringförmige Flachbau soll die Verbundenheit aller Apple-Mitarbeiter mit allen suggerieren. 12 000 Angestellte arbeiten und forschen hier. Die Kosten sollen bei etwa 4,7 Milliarden Euro gelegen haben, was für Rang vier reicht.
Platz 3: Marina Bay Sands
Das Marina Bay Sands in Singapur bietet spektakuläre Architektur. Der Gebäudekomplex setzt sich aus drei Hoteltürmen mit jeweils 55 Stockwerken zusammen, die über eine gigantische Dachterrasse – samt Swimmingpool – verbunden werden. Das Resort wurde vom israelischen Architekten Mosche Safdie entworfen und schafft es mit seinen 5,8 Milliarden teuren Baukosten auf Euro Platz drei.
Platz 2: Abraj al-Bait Hotel
Im saudi-arabischen Mekka steht das zweitteuerste Gebäude der Welt – das Abraj al-Bait Hotel mit seinem berühmten Uhrturm, der ein wenig an Big Ben erinnert. Die Kosten: etwa 14,9 Milliarden Euro. Das Architekturbüro Dar al-Handasah Shair & Partners war für die Konzeption des im postmodernen Stil gebauten Komplexes verantwortlich. Die Uhr für den Uhrturm kam übrigens von der Firma Perrot aus dem schwäbischen Calw.
Platz 1: al-Haram Moschee
Laut Daten von MSN Money ist die al-Haram Moschee (Masjid al-Haram) im saudi-arabischen Mekka das mit Abstand teuerste Gebäude der Welt. Die Kosten des Baus sollen knapp 100 Milliarden Euro betragen haben. Das Gotteshaus in der heiligen Stadt des Islams ist jedes Jahr Ziel von Millionen von Pilgern.