Das Dorf Manheim bei Kerpen in Nordrhein-Westfalen wird dem Erdboden gleichgemacht, damit hier Braunkohle gefördert werden kann – der Fotograf begleitet den Vorgang seit über zehn Jahren. Foto: Yannick Rouault

Die Ausstellung „Manheim – Ein Dorf verschwindet“ in der Stuttgarter Raumgalerie zeigt, wie ein Ort dem Erdboden gleichgemacht wird und was das mit der Rennfahr-Legende Michael Schumacher zu tun hat.

Orte, an denen im Tagebau Kohle gewonnen werden, sehen oft aus wie Mondlandschaften, sind zuweilen auch beliebte Drehorte, wie demnächst (am 26. März) in der Folge „Abbruchkante“ des Kölner „Tatort“-Krimis in der ARD. Da soll der Kohlegewinnung wegen ein ganzes Dorf abgerissen werden, was manche Menschen, die jahrzehntelang dort leben und die nun in einem neuen Dorf heimisch werden sollen, zur Verzweiflung treibt.

Heimat der Rennfahrerlegende Schumacher

Das 898 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Manheim, ein Stadtteil von Kerpen, nahe dem Tagebau Hambach bei Köln tatsächlich ist von so einem Umzug betroffen, weil unter unter der Kirche, unter den Häusern und Spielplätzen Rohstoff liegt.

Falls der Ortsname manchen bekannt vorkommen sollte – die ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Michael und Ralf Schumacher sind hier aufgewachsen, Michael Schumacher hat hier geheiratet. Das Dorf ist inzwischen fast ganz verlassen. Die Kartbahn Erftlandring, die Michael Schumacher zum Teil gehört, bleibt voraussichtlich erhalten und auch die Kirche. Alles andere wird abgebaggert werden.

Der Münchner Fotograf und Dokumentarfilmer Yannick Rouault begleitet diesen surreal wirkenden Vorgang, der 2012 begann; seine Schau in der Stuttgarter Raumgalerie thematisiert neben Fragen nach Heimat und Entwurzelung auch Energiewende und Klimawandel.

Über 1000 Fotos vom Geisterdorf

Seine Langzeitdokumentation will weniger eine Vorher-Nachher-Darstellung sein als vielmehr, so die Ankündigung, „ das Sterben des Dorfs in poetischen und emotionalen Fotografien“ wiedergeben. Alle Fotografien sind mit analogen Kleinbildkameras und 800-ASA-Filmen entstanden.

Die Ausstellung „Manheim – Ein Dorf verschwindet“ zeigt eine Auswahl aus den mittlerweile über 1000 Fotografien, einige sind erst wenige Wochen alt. Rouaults Fotoarbeiten sind von diesem Dienstag, 18 Uhr, an bis zum 14. April in der Raumgalerie im Stuttgarter Westen ausgestellt.

Info

Ausstellung
Eröffnet wird die Schau „Manheim – Ein Dorf verschwindet“ mit Fotografien von Yannick Rouault in der Raumgalerie (Ludwigstraße 73) in Stuttgart am 28. Februar um 18 Uhr. Am 11. März, 14 bis 16 Uhr und 8. April, 14 bis 16 Uhr finden Führungen statt. www.dieraumgalerie.de