Am Arc de Triomphe weht eine riesige Europaflagge. Das gefällt nicht allen Franzosen. Foto: AFP/ALAIN JOCARD

Am Arc de Triomphe in Paris wehte die blaue EU-Fahne, da Frankreich die Ratspräsidentschaft in der Union übernimmt. Viele Franzosen waren entsetzt, nun ist sie schon wieder weg.

Paris - Politik lebt von starken Symbolen. Niemand weiß das besser als Emmanuel Macron. Da Frankreich am 1. Januar für sechs Monate die Führung Europas übernommen hat, ließ der französische Präsident an vielen öffentlichen Gebäuden in Paris die Flagge der Europäischen Union hissen. Sie soll den Stolz des Landes über die Ratspräsidentschaft für alle Welt sichtbar demonstrieren.

Doch bei Frankreichs politischer Elite liegen die Nerven blank, denn seit Wochen tobt der Wahlkampf. Die Kandidaten buhlen um die Stimmen des Volkes, das im April einen neuen Präsidenten bestimmt soll. Dass die blaue Europaflagge mit ihren zwölf goldenen Sternen am Eiffelturm weht, gefällt nicht jedem. Doch dass sich eine gigantische Fahne am Arc de Triomphe im Winde wiegt, sorgt quer durch die Parteien für allergrößte Empörung.

Der Arc de Triomphe ist ein besonderer Ort

Denn der Arc de Triomphe ist nicht irgendein beliebiger Ort. Er ist eine Art Referenzpunkt der Republik, ein nationales Heiligtum. 1806 wurde der imposante Bogen auf Ersuchen Napoleons errichtet, um die Siege der französischen Armeen zu verewigen. Er ist auch ein Erinnerungsort für die gefallenen französischen Soldaten, an Feiertagen weht dort majestätisch die französische Trikolore.

So dauerte es nicht lange, bis sich im Internet eine Welle der Empörung aufbaute, die nun vor allem von den rechten Politikern geritten wird. Als erste meldete sich Marine Le Pen zu Wort, die Führerin des rechtsextremen Rassemblement National. Das sei eine Provokation, erregt sich die Populistin, die als größte Konkurrentin von Macron im Kampf um den Einzug in den Élysée-Palast gilt. Die Aktion beleidige jene, „die für Frankreich gekämpft haben“. Marine Le Pen kündigte eine Klage beim Staatsrat gegen diesen „Angriff auf die Identität unseres Vaterlandes“ an.

Auch die Linke reagiert empört

Die konservative Kandidatin Valérie Pécresse schlägt in dieselbe Kerbe. Auch sie fordert, dass die Europafahne abgehängt werden muss, das sei Frankreich „all unseren Kämpfern schuldig, die ihr Blut“ für die Trikolore vergossen hätten. „Vorsitz in Europa ja, französische Identität löschen nein!“ schreibt die Hoffnungsträgerin der Konservativen. Aber auch die politische Linke gibt sich nationalistisch. So tönt es aus dem Lager von Jean-Luc Mélenchon, es wäre besser „dieses Grauen zu beseitigen und die Flagge des Vaterlandes wieder zu hissen“.

Emanuel Macron scheint keine Lust zu verspüren, sich angesichts dieser Woge der Empörung mit seinen Kritikern anzulegen. Am Sonntag war die Europaflagge nach nur zwei Tagen schon wieder abgehängt.