Angela Merkel versteht den Preis als Ansporn, weiterhin für die Belange der Minderheit einzutreten. (Archivbild) Foto: AFP/MICHAEL KAPPELER

Seit Jahren setzt sie sich für die Belange der Sinti und Roma ein – dafür wird Bundeskanzlerin Merkel nun ausgezeichnet. Es gibt noch viel zu tun beim Kampf gegen den Antiziganismus, sagt sie. Das Preisgeld will sie gleich an Mitstreiter weitergeben.

Mannheim - Für ihren Einsatz für die Rechte der Sinti und Roma hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma erhalten. Sie verstehe die Auszeichnung als Aufforderung und Ansporn, weiter für die Belange der Minderheit einzutreten, sagte die Christdemokratin auf der digitalen Preisverleihung in Mannheim. Der Preis sei mit der klaren Botschaft an alle verbunden, sich gegen Antiziganismus zu wenden - „hierzulande und in ganz Europa“, betonte sie. Es sei eine Schande, dass die Minderheit auch in Deutschland noch unter Vorurteilen und Ausgrenzung zu leiden habe. „Wir dürfen darüber nicht hinwegsehen.“

„Die Bundeskanzlerin hat sich um die Minderheit verdient gemacht und steht wie kaum eine Zweite für ein offenes, demokratisches und dem Rechtsstaat verpflichtetes Europa“, sagte der Chef des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose. Ihre Gradlinigkeit werde von vielen Menschen bewundert, gerade auch von Sinti und Roma. „Wir danken für Ihr großartiges Engagement, dass Sie in vielen Bereichen Ihres politischen Handelns auch uns gegenüber zum Ausdruck gebracht haben“, sagte er in Richtung der Kanzlerin.

Preisgeld bereits verplant

Die 15 000 Euro Preisgeld sollen nach dem Wunsch Merkels hälftig an die Dortmunder Grünbau GmbH gehen, die sich in der Stadt für nachbarschaftliche Hilfe mit und für Sinti und Roma einsetzt, aber auch Projekte dazu etwa in Bugariern organisiert. Die andere Hälfte des Geldes bekommt das internationale Roma-Jugendnetzwerk Ternype.

Das Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma vergeben die Auszeichnung alle zwei Jahre gemeinsam mit der Manfred Lautenschläger-Stiftung.

Besondere historische Verantwortung

Stifter Manfred Lautenschläger betonte, Deutschland habe nach den Verbrechen der Nationalsozialisten an der Minderheit eine besondere historische Verantwortung. „Es hat daher die Pflicht, seinen Einfluss geltend zu machen, wenn Menschen diskriminiert und rassistisch ausgegrenzt werden, wie dies zum Beispiel in den Ländern Südost- und Mitteleuropas der Fall ist.“

Nach Auskunft des Dokumentationszentrums haben 60 000 bis 70 000 Sinti und Roma die deutsche Staatsbürgerschaft. Etwa 200 000 Menschen, die der Minderheit angehören, leben ohne deutschen Pass in Deutschland.