Amena Karimyan gründete die einzige astronomische Gesellschaft für Frauen in Afghanistan. Doch der Gebrauch von Instrumenten, die den Himmel beobachten, machte sie den Taliban verdächtig. Foto: /Ines Rudel

Amena Karimyan ist die einzige Astronomin Afghanistans. Sie wurde zu den 100 inspirierendsten Frauen der Welt gewählt, aus ihrem Land vertrieben – und strandete in Böblingen. Wie geht es ihr hier?

Was ist der Mensch unter dem Abgrund des Himmels, angesichts der unvorstellbaren Leere des Kosmos, dieser unendlichen Entfernung und Größe? Die Antwort ist leicht: alles. Ist die Astronomin Amena Karimyan eine Heldin? Eigentlich nicht. Eine Frau, die nicht tut, was man ihr sagt, ist sie eher. Doch allein das reicht aus, um sie in einem Land wie Afghanistan in Lebensgefahr zu bringen. Die heute 26-Jährige wurde noch 2021 vom britischen Sender BBC zu einer der 100 inspirierendsten Frauen der Welt gewählt, jetzt ist sie als Flüchtling in Böblingen untergebracht, verloren in einem Land und einer Sprache, die sie noch nicht versteht. Sie spricht Dari, einen Dialekt des Persischen, der in ihrer Heimatstadt Herat gesprochen wird, einer 630 000 Einwohner großen Stadt nahe der Westgrenze zum Iran, dazu etwas Englisch.