Studie: Ameisen betreiben Landwirtschaft. Gehen sie auch auf Demos? Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.
In der Jungsteinzeit haben wir Menschen uns von Jägern und Sammlern zu Landwirten gewandelt. Die Bauer-Power katapultierte uns auf eine völlig neue Entwicklungsstufe. Über die Zeit sind uns Respekt und Verständnis für Ackerbau und Viehzucht leider ziemlich abhanden gekommen. Zum Teil sind wir sogar regelrecht genervt, wenn so ein Bauer mit Gülle seine Felder düngt oder uns – wie zuletzt vor einem Jahr – beim Protest gegen die Berliner Agrarpolitik auf der Autobahn mit seinem Traktor ausbremst.
Dabei sollten wir uns lieber etwas demütig zeigen, denn ohne den Macker vom Acker und die Olle von der Scholle würden wir ganz schön dumm dastehen. Vielleicht sollten wir auch etwas leiser über unsere ach so stressigen Jobs jammern. Wer würde schon vom Bürohengst zum Ackergaul umschulen und sich von früh bis spät diese Plackerei antun wollen? So wichtig wir uns auch alle nehmen mögen, gegen zwölftausend Jahre Berufserfahrung kann keiner anstinken.
Subventionen und EU-Bestimmungen sind Ameisen egal
Tatsächlich kann das Bauernhandwerk auf eine noch viel, viel ältere Tradition zurückblicken – und zwar auf stolze 66 Millionen Jahre. So lange betreiben nämlich Ameisen schon Landwirtschaft. Das hat eine Forschungsarbeit herausgefunden, an der auch die Uni Hohenheim beteiligt war. Demnach züchten Blattschneiderameisen so lange schon gezielt Pilze als Nahrungsquelle und versorgen sie mit Blättern als Substrat.
Im Gegensatz zum Menschen genießen die sechsbeinigen Kollegen viele Vorteile: Weil sie das 40-fache ihres Körpergewichts stemmen können, fahren sie ihre Ernte ohne Maschinen ein. Das erspart den Streit um Agrardiesel-Subventionen. Mit Bürokratie und nervigen EU-Bestimmungen müssen sich Ameisen auch nicht herumschlagen.
Von einem Ameisen-Bauernverband ist nichts bekannt
Auf der anderen Seite dürfte das Leben in so einem Ameisenstaat jedoch relativ spaßbefreit sein. Zum einen muss Frau Ameise die ganze Arbeit alleine machen, weil der feine Herr Ameise sich nach seinem kurzen Dasein als Samenspender ins Insektenjenseits verabschiedet. Zum anderen hat sich nach derzeitigem Forschungsstand noch kein Ameisen-Bauernverband herausgebildet.
Falls doch, wären wir gerne mal bei einer Demo dabei. Wie würde wohl das Gegenstück zu Traktorprotestfahrten und Kundgebungen vor dem Brandenburger Tor bei Blattschneiderameisen aussehen? Wir wissen es nicht. Aber eins ist klar: Sie würden kein Blatt vor den Mund nehmen.