Am Nachmittag drohen in Teilen Baden-Württembergs erneut Gewitter und teils einzelne Unwetter. Foto: dpa/Priebe

Der bislang wohl heißeste Tag des Jahres endet mit teils heftigen Gewittern. Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. Auch am Mittwoch droht wieder Starkregen.

Nach den heftigen Unwettern im Landkreis Karlsruhe ist die Feuerwehr weiter im Großeinsatz. Vor allem in Bruchsal und Gondelsheim müssten noch hunderte Keller ausgepumpt werden, sagte ein Sprecher des Kreisfeuerwehrverbands am Morgen. 

„Die Einsatzkräfte werden nun Straße für Straße durchgehen und das abarbeiten“, berichtete der Sprecher. Es handele sich nicht um zeitkritische Einsätze. Er gehe davon aus, dass die Helfer mit den Aufräumarbeiten noch den ganzen Tag beschäftigt sein werden.

Am Nachmittag drohen in Teilen Baden-Württembergs erneut Gewitter und teils einzelne Unwetter. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kann es ab dem Nachmittag bis in die Nacht zum Donnerstag gewittern, dabei sind lokal Starkregen mit bis zu 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in einer Stunde, Hagel und Sturmböen bis zu 80 Kilometer pro Stunde möglich. 

Starkregen mit bis zu 50 Litern Niederschlag pro Quadratmeter

Vereinzelt könne es auch zu Unwettern mit extrem heftigen Starkregen mit bis zu 50 Litern Niederschlag pro Quadratmeter in kurzer Zeit, Hagel mit Korngrößen um die drei Zentimeter und schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten um 90 Kilometer pro Stunde kommen. Der Schwerpunkt wird laut DWD wahrscheinlich im Süden und Südosten Baden-Württembergs liegen.

Heftige Unwetter hatten am Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch Straßen überflutet, Keller volllaufen und vor allem den Fluss Saalbach im Landkreis Karlsruhe extrem ansteigen lassen. Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. In Bruchsal wurde die Bevölkerung über die Warn-App Nina aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen der Stadt zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen. Zwei Helfer aus der Bevölkerung wurden dort verletzt - wie schwer, war zunächst unklar. 

In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe, verletzte sich ein Helfer beim Transport von Sandsäcken. Ein Feuerwehrsprecher berichtete am frühen Abend von weggespülten Autos. Es herrsche „absolutes Chaos“. Menschen hätten sich aus ihren vom Wasser eingeschlossenen Autos gemeldet, sagte ein Polizeisprecher. 

Im sozialen Netzwerk Facebook informierte die Gemeinde, im ganzen Ort herrsche eine Notsituation. Wer könne, solle Freunde und Nachbarn unterstützen. „Auch werden nach dem Regen viele helfenden Hände und auch Pumpen etc. benötigt.“ 

Marke für Jahrhundertwasser erreicht

Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der über die Ufer getretene Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand. Dieser lag demnach knapp über der Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern. Die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim wurde überflutet, auch in der Kernstadt Bruchsal gab es nach Angaben der Feuerwehr Überflutungen, etwa von Unterführungen. Die Pegelstände sanken aber noch in der Nacht wieder.

Der Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe teilte kurz vor Mitternacht mit, bis jetzt hätten die Feuerwehrleute mehr als 500 Einsätze abgearbeitet. Offen seien noch etwa 300 Einsätze. Insgesamt seien mehrere Hundert Menschen im Einsatz. Unterstützt werden die Einsatzkräfte im Kreis Karlsruhe dem Kreisfeuerwehrverband zufolge von Kolleginnen und Kollegen aus dem Rhein-Neckar-Kreis, dem Enzkreis und aus Mittelbaden. Auch das THW sei im Einsatz und helfe beim Auspumpen von Kellern, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Um die Unwetter-Einsätze im Landkreis Karlsruhe übergreifend koordinieren zu können, rief die Feuerwehr eine „außergewöhnliche Einsatzlage“ aus. „Außerdem haben verschiedene Städte und Gemeinden Verwaltungsstäbe einberufen und die Feuerwehrhäuser sind ständig besetzt.“ Das Landratsamt richtete einen Krisenstab ein. 

In Bruchsal wurde teilweise der Strom abgeschaltet

In Bruchsal wurde nach Angaben der Stadt in manchen Straßen in der Nacht aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet. Auch die Fürst-Stirum-Klinik sei von Unwetterschäden betroffen, teilte die Feuerwehr mit, ohne Details zu nennen. Sie bleibe aber uneingeschränkt in Betrieb.

Anwohner berichteten, der Wasserstand sei sehr schnell gestiegen. Eindrucksvoll verdeutlichten Ansichten der Hochwasserzentrale die Lage: Demnach verlief die Linie des Pegels Gondelsheim in den vergangenen Tagen und bis weit in den Dienstag hinein unter der Marke von zehn Zentimetern, bevor sie dann am Abend schlagartig auf über 2,70 Meter hochschnellte - und damit den Daten zufolge auch Hochwasserereignisse aus den Jahren 2013 (2,23 Meter), 2015 (2,06 Meter) und 1983 (1,95 Meter) übertraf. Noch vor Mitternacht sank der Pegelstand wieder deutlich. In Bruchsal war der Wasserstand in ähnlichem Maße hochgeschnellt. Beim Hochwasser 2013 hatte der Pegelstand 1,68 Meter betragen.

In Linkenheim-Hochstetten schlug ein Blitz in das Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses ein, das in Brand geriet. Die Feuerwehr löschte die Flammen. 

Zeitweise Aquaplaning auf der A81

Später zogen Unwetter über die Region Heilbronn nordwärts ab. Dort habe es rund 20 bis 25 Einsätze wegen umgestürzter Bäumen, abgebrochener Ästen oder ausgehobener Gullideckel gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Vollgelaufene Keller habe man keine verzeichnet. Auf der Autobahn 81 hätten Autofahrer zeitweise vor Aquaplaning gewarnt.

Mit 36,3 Grad war am Dienstag in Waghäusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der bundesweit zweithöchste Wert gemessen worden. Auf Platz eins landete Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz mit 36,5 Grad. Damit war der Dienstag nach den vorläufigen Daten der bislang heißeste Tag des Jahres.