Die Getränkekisten durchlaufen eine eigene Reinigung. Foto: Simon Granville/

Es sprudelt aus regionalen Tiefen und wird zu Genuss: Wie Alwa in der neuen Glasabfüllanlage in Sersheim sein Mineralwasser und andere Getränke produziert – und damit den nachhaltiger denkenden Kunden gerecht wird.

Man kann ins Schwitzen kommen, wenn man oberhalb des Tunnel-Pasteurs von Alwa steht. Nicht nur angesichts des Gedankens an die schiere Masse an Glasflaschen, die das schonende Erwärmungsverfahren zur Haltbarmachung in dem riesigen Erhitzer durchlaufen. Sondern auch, weil einem die Temperaturen buchstäblich einheizen. „Andere gehen in die Sauna“, scherzt Denise Kaufmann, die geschäftsführende Alwa-Gesellschafterin.

Mehr als 20 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert

Der Erhitzer ist Teil der riesigen Glas-Mehrweganlage, die Alwa Ende 2020 am Ortseingang von Sersheim in Betrieb genommen hat. Mehr als 20 Millionen Euro investierte das Unternehmen in die Anlage und einen Verwaltungsanbau. In einer PET-Einweg- und einer PET-Mehrweganlage füllt das Unternehmen ebenfalls am Standort Sersheim ab.

Rädchen greift in Rädchen: Die Getränke machen über zweistöckige Bänderschlaufen ihren Weg. Die Flaschen – vorsortierte gebrauchte oder neue aus Glashütten aus Deutschland oder dem Ausland – werden angeliefert, in einer Riesen-Spülmaschine gereinigt, mit Mineralwasser, Saftschorlen, Früchtetees oder Limonaden befüllt, je nach Inhalt pasteurisiert, mit Verschlüssen bestückt, etikettiert und in Kisten gefüllt, die zuvor ebenfalls durch eine eigene Reinigung gegangen sind. Je nachdem, welches Getränk mit welcher Flaschengröße dran ist, muss zwischendurch umgebaut werden. „Das dauert ungefähr 20 Minuten“, erklärt Ralf Fischer, der für Planung und Beschaffung zuständig ist.

Im Moment klappt alles noch, obwohl es an manchen Stellen schon bedenklich wird: Ob russische Holzfasern für die Papieretiketten, ob Glasflaschen aus der Ukraine oder Aludeckel aus anderen osteuropäischen Ländern: „Durch den Krieg in der Ukraine sind viele Lieferströme gestört“, sagt Denise Kaufmann. „Wir werden aktuell noch beliefert, weil wir ein großer Abnehmer sind, aber für kleinere Unternehmen ist es enorm schwierig. Und die Preissteigerungen sind zum Teil unglaublich.“

Die Basis dessen, was in Sersheim in die Flaschen kommt, liegt vor Ort: Die Alwa-Quelle entspringt im Naturpark Stromberg-Heuchelberg in etwa 40 Metern Tiefe, „im Tiefenwasser, das noch weit unter dem Grundwasser liegt und viele Mineralstoffe bindet“, so Kaufmann. Es unterscheide sich deutlich vom „Hahnen-Wasser“, das zu etwa zwei Dritteln aus Grundwasser und zu einem Drittel aus Oberflächenwasser bestehe und für dessen Reinigung und Desinfektion zig Behandlungsverfahren und chemische Hilfsstoffe zugelassen seien. „Mineralwasser wird dagegen nichts hinzugefügt“, betont die 40-Jährige. „Es wird abgefüllt, wie es aus der Quelle kommt.“

Aus der Alwa-Quelle wird kontinuierlich Wasser entnommen und nach Sersheim geleitet; in sterilen Edelstahl-Puffertanks, die je 240 000 Liter fassen, wird das Wasser maximal drei bis vier Tage zwischengelagert – „unter der Woche produzieren wir mehr, als die Quellen Nachschub liefern“, erklärt Ralf Fischer. Nicht nur Eigenprodukte fließen in Flaschen, sondern auch Lohnfüllungen für die Marken Fritz-Kola und Thomas Henry. Die Anlage hat 132 Füllstellen und kann bis zu 45 000 Flaschen pro Stunde füllen.

So regional und so nachhaltig wie möglich

Die Investition trägt auch dem veränderten Verbraucherverhalten Rechnung: Mehr Kunden als früher kaufen ihre Getränke in Glasflaschen. Sie passt aber auch zur Unternehmensphilosophie, nicht nur so regional, sondern auch so nachhaltig wie möglich zu arbeiten. 90 Prozent der Getränke landen in Mehrweg-Flaschen. Glas kann man, bevor es recycelt wird, bis zu 50-mal wiederbefüllen. Die Glasanlage spart laut Alwa jährlich rund 14,2 Millionen Kilowattstunden und 4800 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein, unter anderem durch eine Natronlauge-Filtration zur Reduzierung von Reinigungsmittel und durch die Ausstattung aller Pumpen mit einer Energiespar-Frequenzregelung.

Ohnehin ist Nachhaltigkeit schon länger ein Thema: 2014 führte Alwa ein zertifiziertes Energiemanagementsystem und eine Klimaschutzstrategie ein. Man bemüht sich von der Lkw-Technik über die Nutzung von Ökostrom bis hin zur Recyclingfähigkeit von Lastwagen-Aufbauten um möglichst umweltbewusstes Wirtschaften. Alwa heimste für seine Anstrengungen auch schon Preise ein. „Was sich an Umweltbelastung nicht vermeiden lässt, kompensieren wir in einem Wasserkraftwerk in Brasilien“, erzählt Denise Kaufmann.

Das bedeute indes nicht, dass man sich freikaufen wolle: „Für uns zählt, dass wir die Belastung möglichst gar nicht produzieren.“

Kraftquelle aus der Region

Glückszeit-Projekt
Rund ein Viertel der Alwa-Unternehmensanteile werden von der Alwa-Stiftung gehalten. Mit der Gewinnausschüttung unterstützt sie Projekte in der Region, die Leidenschaften und Talente fördern. Aktuelle Herzensaktion, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Denise Kaufmann, ist das „Glückszeit“-Projekt, das Resilienz und Zuversicht stärken will, vor allem durch gesponserte Aktionen in Vereinen und Erlebnis-Projekten. Das sei gerade in Krisenzeiten für Kinder und Jugendliche wichtig. Infos unter www.alwa-mineralwasser.de/glueckszei t

Lange Tradition
1930 gründet Erwin Winkels in Karlsruhe-Durlach die Firma Erwin Winkels Fabrik alkoholfreier Getränke zur Herstellung von Erfrischungsgetränken und Fruchtsäften. Die Firma erschloss später auch Mineralquellen in Bad Griesbach, Spielberg (Fontanis) und Sersheim (Alwa). In Sersheim hat die zur Winkels Gruppe gehörende Alwa Mineralbrunnen GmbH 95 Mitarbeiter, eine PET-Mehrweg-, eine PET-Einweg- und eine Glas-Mehrweg-Abfüllanlage und produziert auf 60 000 Quadratmetern über 110 verschiedene Produkte in jährlich rund 164 Millionen Füllungen.