Die Waldenbucher Zehntscheuer ist als Stadtbücherei, Working-Space oder Markthalle im Gespräch. Foto: Claudia Barner

Waldenbuch stellt die Weichen für einen nachhaltigen Modernisierungsschub in der historischen Altstadt. Für die Zehntscheuer gibt es gleich mehrere Ideen.

Stolze Fachwerkhäuser, verwinkelte Gassen, ein Schloss mit Geschichte – die historische Altstadt von Waldenbuch ist ein Schmuckstück. Doch wie lebt es sich im Schatten der Vergangenheit, wie kann sich in alten Strukturen modernes Leben entwickeln, und welche Impulse braucht es dafür? Erste Antworten gab es am Mittwochabend bei einer Einwohnerversammlung. Denn gleich an mehreren markanten Stellen sollen neue Angebote, Dienstleistungen und Wohlfühlorte entstehen.

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So viel steht fest: Die historische Altstadt braucht einen Attraktivitätsschub. Die Aufnahme ins Landessanierungsprogramm hat den Weg geebnet. Jetzt stellt sich die Frage: Was machen wir daraus? Die Grundlage für die kommenden Entscheidungen bietet künftig eine historische Ortsanalyse. Markus Numberger vom Büro für Bauforschung und Denkmalschutz hat in den vergangenen Monaten die Struktur, Substanz und Bedeutung der innerstädtischen Gebäude, Straßen und Plätze begutachtet. Dabei kam er zu dem Ergebnis: „In den letzten 200 Jahren hat sich nur wenig verändert.“

Welche Gebäude sind von historischer Bedeutung?

Auf einer Liste mit 72 Kulturdenkmalen ist nun verzeichnet, welche Gebäude von besonderer historischer Bedeutung sind – der Großteil davon gruppiert sich um Schloss und Marktplatz. Aber auch für die Anwohner im äußeren Sanierungsgürtel soll die Analyse als Entscheidungsgrundlage dienen. „Wir müssen die Altstadt als Einheit sehen. Das Umfeld ist für das charakteristische Stadtbild genauso prägend, wie die herausragenden Gebäude“, betonte der Experte.

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Zu einer lebendigen Innenstadt gehören auch Publikumsmagnete, die Begegnungen fördern und Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Ein solcher Ort soll die alte Zehntscheuer werden, die sich mittlerweile im Besitz der Stadt befindet. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Architektin und Expertin für Baudenkmale, Verena Lutz, hat Vorschläge erarbeitet, die bei der Einwohnerversammlung erstmals präsentiert wurden.

Zehntscheuer: Working-Space, Bücherei oder Markthalle?

Drei Varianten stehen zur Wahl: die Nutzung als Working-Space für Personen, die sich in ein Gemeinschaftsbüro einmieten wollen, als neuer Standort für die Stadtbücherei oder als Markthalle mit regionalen Anbietern. In einer Spontan-Umfrage unter den rund 50 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern – mehrheitlich der Altersklasse 50 plus – gab es ein deutliches Votum für das Markthallen-Konzept. Der ursprünglich ebenfalls diskutierte Umbau in Wohnungen ist vom Tisch. „Dafür müssten wir zu viel der ursprünglichen Struktur zerstören“, erklärte Verena Lutz.

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Mit den neuen Erkenntnissen geht die Arbeitsgruppe „Zehntscheuer“ nun in die nächste Runde. Bei der Neugestaltung des alten Friedhofs zum Stadtpark ist man da schon weiter. Heiko Böttcher vom Stadtbauamt stellte die aktuelle Planung vor, für die bis Ende 2024 rund 675 000 Euro an Fördermitteln vom Bund bewilligt wurden. „Wir möchten eine richtig schöne Ruhezone schaffen“, erklärte Böttcher. Die grüne Oase soll außerdem als Frischluftschneise für die Innenstadt dienen und die Wegeverbindung zum Kalkofen verbessern. Wo derzeit noch ein steiler Pfad den Hang hinaufführt, soll ein Serpentinenweg entstehen.

Das Gelände ist bereits vermessen und digitalisiert, die ersten Ergebnisse aus dem Klimagutachten liegen vor, und der Baumbestand ist dokumentiert. Im Moment läuft die geologische und statische Überprüfung der Friedhofsmauer. Auch das Landesdenkmalamt hat sich eingeschaltet und achtet darauf, dass historische Schätze – wie die Sühnekreuze im und auf dem Mauerwerk – bei der Restaurierung erhalten bleiben.