Das Sparschwein zu füttern bringt keine Rendite. Foto: Imago/Illupics

Quer durch die Eurozone sind die Vermögen seit 2012 gestiegen – aber auf ganz unterschiedliche Weise.

Trotz Euro- und Coronakrise sind die privaten Geldvermögen in den vergangenen zehn Jahren quer durch die Währungsunion gestiegen. Allerdings in ganz unterschiedlichem Ausmaß, wie eine neue Studie von Allianz Research zeigt: Während die Durchschnittsvermögen in Finnland um 63 Prozent anschwollen, legten sie in Portugal lediglich um 27 Prozent zu. Die Deutschen kommen auf einen Vermögenszuwachs von 58 Prozent in zehn Jahren.

Hierzulande geht der Anstieg hauptsächlich darauf zurück, dass die Menschen einen beachtlichen Teil ihres Einkommens zurücklegten. Die Finnen dagegen ließen ihr Geld für sich arbeiten: Die Mehrung ihres Wohlstands lässt sich laut Allianz überwiegend auf die Wertsteigerung ihrer Geldanlagen zurückführen. Wertpapiere – also Anleihen, Aktien und Fondsanteile – seien in Finnland stärker verbreitet als in Deutschland.

39 Prozent der Deutschen scheuen vor Aktien-Investments zurück

Im für die Studie betrachteten Zeitraum von 2012 bis 2021 sind die Börsenkurse per saldo kräftig gestiegen – trotz tiefer Einbrüche in einzelnen Jahren. Gleichwohl scheuen in Deutschland 39 Prozent der Erwerbstätigen vor Investitionen in Aktien zurück, wie eine Umfrage der HDI-Lebensversicherung ergab.

Profitiert haben von der Börsenentwicklung der vergangenen Jahre neben den Finnen besonders die Niederländer. Ihre Privatvermögen legten im Schnitt 51 Prozent zu und damit weniger stark als die der Deutschen – aber: Die niederländischen Vermögen wuchsen praktisch ausschließlich durch Wertsteigerungen und die Re-Investition von Erträgen.

Die meisten Niederländer haben Anspruch auf eine Betriebsrente

Das liegt nicht daran, dass unsere Nachbarn ein Volk von Börsenfüchsen wären, sondern am niederländischen System der Altersvorsorge. Rund 90 Prozent der abhängig Beschäftigten haben dort eine betriebliche Altersvorsorge, die über Pensionsfonds organisiert ist. Diese legen die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsam finanzierten Beiträge am Kapitalmarkt an.

Anwartschaften auf spätere Betriebsrenten werden von der Allianz, genau wie Ansprüche an private Lebens- oder Rentenversicherungen, zum Finanzvermögen gerechnet. Das ist auch der wesentliche Grund, warum die Durchschnittsvermögen in den Niederlanden mit 177 000 Euro weit höher sind als in den sechs übrigen untersuchten Ländern. Unsere Nachbarn müssten „bis zum Ruhestand warten, bis sie diesen Vorteil wirklich im Portemonnaie spüren“, räumen die Autoren der Studie ein. Mit einem Durchschnittsvermögen von 121 000 Euro liegen die Belgier auf dem zweiten Platz, darauf folgen mit jeweils rund 91 000 Euro Deutsche und Franzosen.

Südeuropa leidet unter den Folgen der Euro-Krise

Dass auch eine rege Börsenbeteiligung nur eingeschränkt hilft, wenn man nicht viel Geld investieren kann, zeigt der Blick auf Italien und Spanien. Auch hier stiegen die Vermögen vor allem aufgrund von Kursgewinnen, die Menschen konnten aber nur wenig Wertpapiere zukaufen. Das durchschnittliche Geldvermögen lag in Italien 2021 bei 80 000 Euro und damit deutlich niedriger als in Deutschland, 2012 herrschte noch praktisch Gleichstand.

Die Allianz-Experten führen den Rückstand Italiens auf die Euro-Krise zurück, die das Land 2012 in eine zweijährige Rezession stürzte. Zudem sind die Einkommen in Italien niedriger als bei uns. In Vermögensstudien, in denen auch Immobilienbesitz mit eingerechnet wird, schneidet Italien allerdings regelmäßig besser ab als Deutschland.