Einsatzbesprechung vor Ort: Die Feuerwehr ist die ganze Nacht an der Brandstelle. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

In der Unterkunft am Leonberger Bauhof brennt es mitten in der Nacht. Rettungskräfte sind sofort da. Es geht glimpflich aus, doch die Ursache bleibt unklar.

Dienstagvormittag am Leonberger Stadtrand: Ein Jogger dreht seine Runde, eine Frau führt ihren Hund Gassi, eine Mutter ist mit dem Kinderwagen unterwegs. Der Parkplatz an jener Ecke unterhalb des Bahndamms, dort wo die Römerstraße in die Gebersheimer Straße mündet, ist voll.

Wie immer. Hier, „In der Au“, wie die kleine Straße heißt, beginnt nicht nur ein bei Freizeitsportlern beliebter Weg in die Felder: Hier hat die Sozialstation ihren Sitz, hintendran der Bauhof sein Gelände, nebenan ist ein Gebäudetrakt, in dem Flüchtlinge leben.

Spurensicherung im weißen Overall

Ein normaler Vormittag. Wären da zwischen Notunterunterkunft und Sozialstation nicht drei Männer in Weiß. Auf der Rückseite ihrer Ganzkörper-Overalls steht in schwarzen großen Lettern POLIZEI. So sehen im „Tatort“ die Leute von der Spusi aus.

Und auch im richtigen Leben sind es Beamte der Spurensicherung. Sie suchen nach Hinweisen darauf, warum es hier in der Nacht gebrannt hat. Um 0.50 Uhr ist bei der Leonberger Polizei ein Notruf eingegangen, kurz danach bei der Feuerwehr. Ein Streifenwagen rast sofort los.

Qualm dringt aus den Fenstern

Die Beamten sind schnell da. Zum Glück! Aus den Fenstern im Obergeschoss dringt dicker Qualm. Menschen schauen heraus und rufen um Hilfe. Die Polizisten stürmen nach oben und bringen sieben Menschen in Sicherheit. Unmittelbar danach ist die Leonberger Feuerwehr vor Ort. Mit der großen Drehleiter und mobilen Leitern gelingt es ihnen, fünf weitere Bewohner aus dem Haus zu holen, die nicht durchs Treppenhaus kamen. Insgesamt 17 Menschen werden in kürzester Zeit gerettet, darunter mehrere Kinder.

Mittlerweile sind auch Wehren aus Rutesheim, Sindelfingen, Gärtringen und Herrenberg eingetroffen. Insgesamt sind 18 Fahrzeuge und 100 Einsatzkräfte vor Ort. Der Rettungsdienst ist mit 13 Wagen und 22 Helfern da, das Leonberger Technische Hilfswerk mit einem Wagen und fünf Leuten.

Mehrere Trupps gehen mit Atemschutzmasken ins Gebäude, um die Flammen zu bekämpfen. Sie stellen fest, dass eine Brandschutztür nicht geschlossen ist. „Das hat es besonders schwer gemacht“, sagt der Leonberger Feuerwehr-Chef Wolfgang Zimmermann im Nachhinein. Gegen 2 Uhr ist der Brand gelöscht, das Gebäude rauchfrei. Bewohnt werden kann es freilich erst einmal nicht mehr. Immerhin: Den vorderen Teil der Unterkunft können die Wehrleute vor Flammen und Rauch absichern. „Dieser Bereich kann nach wie vor genutzt werden“, sagt Gesamtkommandant Zimmermann.

Brandursprung im Keller

Die 17 geretteten Menschen werden von den Sanitätern untersucht. Ihnen ist zum Glück nichts weiter passiert. Inzwischen ist Oberbürgermeister Martin Georg Cohn am Brandort eingetroffen. Er bespricht mit Polizei und Feuerwehr die Lage: Eine Rückkehr der Bewohner in ihren Gebäudeteil ist vorerst nicht möglich. Sie werden auf Veranlassung der Stadt in einem Hotel untergebracht. Die Feuerwehrleute harren bis 5 Uhr „In der Au“ aus. Erst dann sind sie sich sicher, dass es kein Glutnester mehr gibt.

Auch wenn niemand zu Schaden gekommen ist: „Das Ganze war schon dramatisch“, sagt Wolfgang Zimmermann. „Wenn Menschen im Haus sind, ist es immer schwierig.“ Der Ursprung des Brandes liegt im Keller, weitere Schlüsse will der Feuerwehr-Chef nicht ziehen.

Polizei will womöglich Sachverständigen beauftragen

Auch die Kriminalisten sind bei der Frage nach der Brandursache äußerst zurückhaltend: „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt die Polizeisprecherin Yvonne Schächtele. Ob ein technischer Defekt vorgelegen hat oder Fremdeinwirkung in Betracht kommt, darüber will sie auch am frühen Dienstagabend nicht spekulieren: „Möglicherweise ziehen wir noch einen Brandsachverständigen hinzu.“

Für den Oberbürgermeister sind die nächtlichen Geschehnisse trotz der Dramatik ein Beweis, wie gut die Rettungswege funktionieren: „Aufgrund der schnellen Reaktionszeit der Einsatzkräfte und der guten Zusammenarbeit aller anwesenden Blaulichtorganisationen konnte der Brand in kurzer Zeit gelöscht werden“, lobt Martin Georg Cohn. „Ich möchte mich bei allen Kräften der Feuerwehr, des Rettungsdienstes, der Polizei und des Technischen Hilfswerks bedanken.“