Die Tafel in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) ist vom Ehrenamt getragen. Nun hat ein Stuckateurbetrieb ganz in dem Sinne entscheidend bei der Gebäudesanierung geholfen. Wie es dazu kam.
Zwei Auszubildende und ein Stuckateur-Geselle haben in wochenlanger Arbeit der Bietigheim-Bissinger Tafel einen Raumzuwachs beschert. „Wir hatten an unserem neuen Standort hier in Bissingen eine Fertiggarage angebaut“, erklärt Johannes Schockenhoff, Vorsitzender des Tafelvereins.
So weit so gut, nur hatten die Leute von der Tafel, die als zusätzlichen Abstellraum vorgesehene Fertiggarage nicht isoliert. „Im ersten Winter ging es noch, aber im zweiten jetzt konnten wir den Raum nicht nutzen“, sagt Schockenhoff. Schimmel besorgte die Tafelverantwortlichen.
Die Lösung lieferte die Firma Soyez aus Ilsfeld. Der Stuckateurbetrieb hat die Dämmung samt Material und Personal kostenlos für die Tafel übernommen. „Wir machen so etwas öfter, um Vereinen oder Institutionen im Ehrenamt zu helfen“, sagt Bauleiter Marco Strittmatter. Er erinnert sich daran, dass man in Ilsfeld einem Verein für das Vereinsheim die Farbe gestellt habe oder in Stuttgart einem Secondhandladen ähnlich unentgeltlich geholfen habe.
Der Kontakt zwischen Soyez und Tafel kam ebenfalls übers Ehrenamt zustande. Einer der Fahrer der Tafel war früher Architekt und hatte als solcher oft mit Soyez zu tun. Er wandte sich nun an die Firma. Thomas Gut fährt vier Mal im Monat eine Tour für die Tafel, dabei fährt er wie die anderen ehrenamtlichen Fahrer einige Supermärkte in der Umgebung ab und holt dort Essen ab, das diese nicht mehr verkaufen können oder wollen.
Ehrenamtliche Azubis: Einblicke und Freude bei der Tafel
Ein Grund warum Soyez die Tafel unterstützt ist laut Strittmatter die Möglichkeit, den Auszubildenden so ein Stück weit Einblicke in eine Tafel zu geben. Auch er selbst habe viel Neues erfahren durch das Azubi-Projekt. Für den 16-Jährigen Louis Wuske war der Arbeitstag bei der Tafel zwar nicht groß unterschiedlich von der sonstigen Arbeit, aber er hat sich trotzdem gerne freiwillig für das Projekt gemeldet. „Ich kannte das Prinzip der Tafel schon aus der Schule. Es ist immer schön, wenn man mit seiner Arbeit Leute glücklich machen kann“, sagt der Azubi aus Großbottwar.
Etwa 60 Stunden wird Soyez mit seinen Mitarbeitern am Ende des Projekts, das kurz vor dem Ende steht, in mehreren Wochen ehrenamtlich eingebracht haben. Laut Strittmatter dürfte die Leistung einen Gegenwert von etwa 5000 Euro haben. Eine Summe, die die Tafelverantwortlichen nun nicht aufbringen müssen. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, denn wir hätten die Dämmung auf jeden Fall machen müssen. Ohne sie ist der Raum im Winter nicht nutzbar“, sagt Schockenhoff.
Seit Juni 2023 ist die Tafel nun in den Räumen des früheren Vereinsheims der Kleintierzüchter an der Flößerstraße in Bissingen. Das auch Hasenheim genannte Gebäude hat die Stadt der Tafel vermietet, die davor lange auf der Suche nach einem dauerhaften Standort war. An der Jahnhalle in Bissingen war ein Übergangsquartier und davor war die Tafel in der Freiberger Straße in Bietigheim ansässig. Mit der Hilfe von Soyez habe man nun am Gebäude keine Baustellen mehr, freut sich Schockenhoff.
Gleichwohl sieht er einen großen Bedarf für Waren aus der Tafel. Wer weniger als ungefähr 1100 Euro verdiene darf dort einkaufen, erklärt Schockenhoff. Das sind neben Migranten, die noch nicht lange im Land sind, auch Rentner, deren monatliche Bezüge einfach nicht ausreichen. 150 bis 180 Kunden hat die Tafel, die an fünf Tagen die Woche geöffnet ist. Aussicht, dass es weniger Kunden werden, gibt es wohl kaum.