An den Bordsteinkanten drängen sich die Schaulustigen 2023 Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Die Absage des Saisonausklangs der Motorworld am Sonntag ist ein konsequenter Schritt. Hier kam es zu brenzligen Situationen.

Am kommenden Sonntag wäre der Festplatz auf dem Flugfeld einmal mehr zum Treffpunkt der PS-Szene in Süddeutschland mutiert. Doch die Betonung liegt auf wäre: Das Autospektakel fällt flach. Die Motorworld als Veranstalter konnte aus Sicht des Ordnungsamts kein genehmigungsfähiges Verkehrs- und Sicherheitskonzept vorlegen, weshalb die Stadt das Autotreffen nicht erlaubte. Trotz mehrfacher Nachbesserungen ließ sich keine Einigung finden. Daher blieb Motorworld-Managerin Susanne Kirschbaum nur noch die Vollbremsung.

Tausende Autofans hatten sich den Termin schon im Kalender notiert – sie dürfen ihre Boliden in der Garage lassen. Seit Jahren ist das Event gewachsen, das Einzugsgebiet reicht vom Bodensee bis nach Bayern. Entsprechend hat sich der PS-Treff vor historischer Kulisse zum regelrechten Volksfest mit Ständen und Foodtrucks entwickelt – und zum Schaulaufen der Autoposer. Und genau da liegt das Problem.

Wer sich in den sozialen Medien die Videos vom vergangenen Motorworld-Auftakt ansieht, bekommt eine Vorstellung davon. Die Zufahrt auf das Gelände über die Wolfgang-Brumme-Allee ist ohnehin schon ein Nadelöhr, durch die Schaulustigen wird sie zusätzlich erschwert. Zu Hunderten drängen sie sich am Straßenrand, um möglichst einen exklusiven Blick auf die röhrenden Boliden zu erhaschen. Unzählige Handykameras sind gezückt, die die PS-starken Preziosen bei der Ankunft oder der Abfahrt filmen.

Carspotting nennt sich das neudeutsch, früher schlicht: Autogucken. Bei so viel Publikum ist es kein Wunder, dass der Gasfuß der Fahrer eher nervös als ruhig ist. Nicht nur einer jagt seinen V8 in den Videos in den Begrenzer, beschleunigt stark, um dann wieder scharf abzubremsen. Sicherheit? Fehlanzeige. Fußvolk und Fahrzeuge trennen oft nur eine Armlänge, von Zäunen oder wirksamen Absperrungen fehlt jede Spur. Dass die Stadt hier genau hinschaut und sich um die Sicherheit der Zuschauer sorgt – man kann es nachvollziehen.

Bayerische Motoren röhren ebenfalls auf dem Flugfeld Foto: Stefanie Schlecht

Denn wehe, wenn bei den gefährlichen Manövern dann tatsächlich mal etwas passiert. Dann ist das Geschrei groß und ist ein Schuldiger aufseiten der Veranstalter oder der Genehmigungsbehörde schnell ausgemacht. Und Szenen mit Menschenmengen und durch sie hindurchfahrende Autos wecken noch weitere, um ein Vielfaches schlimmere Erinnerungen: Die Vorfälle in Magdeburg, Mannheim und München sind alle noch kein Jahr her.

Nicht umsonst müssen große Menschenaufläufe mittlerweile mit massiven Pollern gesichert werden. Zuletzt augenscheinlich auf dem Schlemmen am See, das rundrum wirksame Barrieren aufstellte. Niemand will bei dem Motortreff an so etwas denken, völlig klar. Aber warum soll auf anderen Festen etwas gelten, was auf dem PS-Spektakel nicht gilt? Hier wie dort muss der Schutz von Leib und Leben über allem anderen stehen. Zumal sich auf dem Flugfeld Mensch und Maschine eben besonders nahe kommen.

Winter für neues Konzept nutzen

Es wäre den Veranstaltern anzuraten, den Winter für ein tragfähiges Sicherheitskonzept zu nutzen. Dann kann die Motorworld-Saison 2026 wieder wie gewohnt eingeläutet werden. Schließlich ist gegen das volksfestartige Treffen der PS-Szene ja nichts einzuwenden. Nur sollte, nein: muss es eben in geordneten Bahnen verlaufen.

Was am Sonntag um 14 Uhr übrigens wie geplant stattfindet, ist die Gedenkfahrt für verunglückte Motorradfahrer. Sie gehört nicht zum Saisonausklang, sondern wird alljährlich von der Arbeitsgemeinschaft christliche Motorradfahrer organisiert inklusive Gedenkgottesdienst. Die Biker setzen damit ein wichtiges Zeichen für mehr Sicherheit auf unseren Straßen.