Die Jury (v. l.): Andreas Wolfer, Corinna Steimel und Günter Baumann Foto: /YouTube

Anstelle des abgesagten Böblinger Fischsuppenessens soll die Aktion „40 Tage – 40 Werke“ mit Arbeiten bekannter Kunstschaffender aus der Region dabei helfen, Spendenausfälle ausgleichen.

BÖBLINGEN - Das Fischsuppenessen zum Aschermittwoch ist in Böblingen mehr als nur eine liebgewonnene Tradition. Im Vordergrund der kulturellen und kulinarischen Veranstaltung, die im vergangenen Jahr zum 40. Mal stattfand, steht schließlich ein wohltätiger Zweck.

Der Spendenerlös geht dabei in erster Linie an die Organisation AMSEL, die sich um MS-Kranke kümmert, aber auch an einige weitere soziale Einrichtungen. Stolze 3580 Euro brachte die Verköstigung der Gäste am 26. Februar 2020 an den Tischen in der Kongresshalle ein. Zusammen mit weiteren Zuwendungen beliefen sich die Einnahmen auf insgesamt rund 13 000 Euro.

Wegen der Pandemie musste die Stadt das Fischsuppenessen diesmal jedoch absagen. Eine zunächst nur virtuelle einsehbare Verkaufsgalerie mit lokalen Kunstschaffenden soll jetzt dabei helfen, ausgefallene Spendeneinnahmen auszugleichen.

Initiator der Aktion ist Böblingens Kulturmanager Andreas Wolfer

„Es war uns schon im letzten Jahr klar, dass mit Abstand und einer begrenzten Personenzahl keine sinnvolle Veranstaltung möglich ist. Finanziell hätte sich das überhaupt nicht gerechnet“, erklärt Andreas Wolfer. Böblingens Veranstaltungsmanager ist für die Organisation des Fischsuppenessens verantwortlich. Der Böblinger Kulturamtsmitarbeiter ist auch der Initiator der Aktion „40 Tage – 40 Werke“. Der Titel ist angelegt an die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern.

Mit seiner Idee ist Wolfer auf den Böblinger Kunstverein zugegangen. Dort waren die Vorstandsmitglieder sofort mit an Bord. Nach einem gemeinsamen Gespräch mit Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz starteten Kunstverein und Stadt Böblingen eine gemeinsame Ausschreibung.

Der Kunstverein hat für die Aktion bestimmte Formate vorgegeben: bei Bildern maximal 60 x 60, bei Skulpturen nicht mehr als 40 Zentimeter Höhe und 25 Zentimeter in Breite und Tiefe. Außerdem war die Anzahl an Einsendungen auf zwei Werke pro Künstler begrenzt. Inhaltlich sollten die Arbeiten sich mit dem Thema Verzicht auseinandersetzen. Schließlich beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit. Aber auch wegen der pandemiebedingten Ausnahmesituation ist unser Leben seit bald einem Jahr von Verzicht geprägt.

Der Aufruf zeigte Wirkung: Am Ende haben 49 Kunstschaffende 79 Arbeiten eingereicht. Eine Jury, bestehend aus Böblingens Galerieleiterin Corinna Steimel, Günter Baumann vom Böblinger Kunstverein und Andreas Wolfer, hat aus allen Einsendungen 40 Werke ausgewählt.

Die Hälfte der Erlöse kommt karitativen Zwecken zugute

Die Arbeiten wurden als Verkaufsgalerie in den Räumen des Kunstvereins im Kabinett des Alten Amtsgerichts aufgehängt, wo sie seit Aschermittwoch, 17. Februar, bis Mittwoch, 31. März, im Kabinett des Kunstvereins im Alten Amtsgericht ausgestellt sind. „Ursprünglich dachten wir, dass wir die Ausstellung während der Fastenzeit für die Öffentlichkeit zugänglich machen können, aber wegen des Lockdowns geht das ja nicht“, erklärt Wolfer, warum die Bilder vorerst nur über die Internetseiten des Kunstvereins und der Stadt zu sehen sind. Dort sind auch drei kurze Videos zu sehen, die Berit Erlbacher vom Kunstverein gedreht hat. Die Clips vermitteln Eindrücke von der Hängung der Bilder, der Jurierung und der Ausstellung im Gesamten.

Zur Ausstellung gibt es zudem einen Online-Katalog, der im Netz zum Download bereitsteht. Er wird inklusive einer Preisliste veröffentlicht. Über das Verfahren „Click & Collect“ können interessierte Kunstfreunde die Werke erwerben und abholen. Die Hälfte der Erlöse geht als Spende an karitative Organisationen aus dem Landkreis Böblingen, die andere bekommen die Künstlerinnen und Künstler. „Stand jetzt haben wir bereits vier Bilder verkauft“, berichtete Andreas Wolfer am Donnerstag, also nur einen Tag nach Eröffnung der Ausstellung.

Bekannte Namen unter den Mitwirkenden Künstlerinnen und Künstlern

Unter den teilnehmenden Künstler sind viele Namen aus der lokalen und überregionalen Kunstszene – darunter zum Beispiel Hans Bäurle, Stephanie Brachtl, Berit Erlbacher, Rotraut Heyder, Sabina Hunger, Felix Sommer, Klaus Kugler, Vera Reschke, Barbara Holder-Steegmüller, Elisabeth Nagel, Silke Remmert und Birgit Unterweger. Die Preise für die Kunstwerke rangieren zwischen rund 200 und 500 Euro.

Das vorgegebene Thema „Verzicht“ findet sich in unterschiedlichster Form in den Werken wieder. Manche Künstler haben dafür bereits im Vorfeld fertiggestellte Arbeiten ausgewählt, andere haben eigens für die Ausstellung neue Werke geschaffen und sich dabei auch mit dem derzeit alles bestimmenden Thema Corona auseinandergesetzt. Beispiele dafür sind Ines Scheppachs Bild „Drei Masken“ sowie von H. P. Schlotter die Arbeit „Zwei mit Abstand“.

■ Arbeiten, Katalog sowie drei Videos zur Ausstellung finden sich unter der Adresse www.kunstvereinbb.de/fischsuppe-essen sowie unter www.boeblingen.de im Netz.