Der Sitz von ING Deutschland in Frankfurt Foto: dpa/Arne Dedert

Ziel ist „passgenaue“ Werbung für Finanzdienstleistungen. Kontoinhaber können aber die Zustimmung dazu verweigern.

Frankfurt - Die größte deutsche Direktbank ING will die Daten ihrer Kunden für gezieltes Marketing nutzen. Das Geldhaus bestätigte am Mittwoch einen Bericht des Newsletters Finanz-szene.de, wonach ein Teil der Kundschaft bei der Anmeldung fürs Online-Banking um Zustimmung zur Analyse von Kontoumsätzen und weiteren Daten gebeten wurde. „Wir bitten sukzessive alle unserer Kunden und Kundinnen um die entsprechenden Einwilligungen. Dies ist freiwillig, und es entsteht auch keinerlei Benachteiligung, wenn keine Zustimmung erteilt wird“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Ziel sei, der Kundschaft „passgenauere Angebote“ zu unterbreiten.

Erläutert werde den Kunden das Konzept mit folgendem Beispiel: „Kaufen Sie z. B. ein Fahrrad, können wir Ihnen eine günstige Fahrradversicherung empfehlen – wenn wir Ihre Daten analysieren dürfen.“ Neben den Kontoumsätzen, aus denen sich solche Zahlungen ablesen lassen, könnten auch die der Bank vorliegenden Daten zur Person, zu der Höhe ihrer Einlagen, etwaigen Krediten und Wertpapierdepots analysiert werden.

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Zwar wirbt die ING auf ihrem Online-Banking-Portal heute schon für bestimmte Versicherungen, auch andere Banken weisen auf ihren Websites auf Angebote von Kooperationspartnern hin. Datenanalysen zwecks zielgerichteter Werbung erfordern aber eine Einwilligung der Kunden, weshalb diese Option bislang nur wenig genutzt wird.

Banken bemühen sich um Provisionseinnahmen

Grundsätzlich wäre eine intensive Auswertung der Kundendaten für die Finanzbranche attraktiv. Denn angesichts der niedrigen Zinsen versuchen Banken und Sparkassen, mehr Einnahmen mit dem Verkauf von Wertpapieren und anderen Finanzprodukten zu erzielen. Deren Vertrieb durch Bankberater ist aufwendig, zudem kommen immer weniger Kunden in die Filialen. Eine zielgerichtete Kundenansprache direkt im Online-Banking ist daher eine nahe liegende Lösung.

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Doch dabei ist Sensibilität gefragt. Dass Produktinformationen im Online-Banking nicht bei allen Kunden gut ankommen, zeigte sich 2020 bei der Einführung der Teo-App der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Die App-Entwickler der Firma Comeco setzen auf eine systematische Abfrage der Kunden-Interessen, um den Nutzern personalisierte Angebote unterbreiten zu können.

Obwohl die Zustimmung dazu auch bei Teo freiwillig ist, stieß die App auf Kritik, weil die darin angezeigten Rabattaktionen der Kooperationspartner von Teilen der Kundschaft als störend empfunden wurden. Neben Versicherungen und anderen Finanzdienstleistungen gibt es bei Teo auch Partnerangebote von Modefirmen, Freizeitstätten oder Elektrofachmärkten. Die Partner erhalten allerdings keinen Zugriff auf die Daten der Sparda-Kunden.

Bestimmte Daten werden nicht ausgewertet

Das sei auch bei ING Deutschland so, versicherte die Sprecherin: Es sei „sichergestellt, dass keine Daten an Dritte weitergegeben werden“. Sensible Informationen etwa zu Gesundheit, Religion oder sexueller Orientierung würden nicht ausgewertet.