Der Gemeinderat nimmt die geplante Vergrößerung der Abbaufläche in Heimerdingen zur Kenntnis. Dabei werden zwei Positionen offensichtlich.
Ist die Erweiterung des Steinbruchs in Ditzingen wirklich notwendig? Ja, sagt der Verband der Region Stuttgart. Ja, sagte letztlich auch der Ditzinger Gemeinderat. Doch einmütig war das Votum der örtlichen Stadträte keineswegs, die Entscheidung fiel bei vier Gegenstimmen der Grünen und drei Enthaltungen der SPD. Vor allem die Grünen hatten ein Umdenken gefordert, statt abermals die Erweiterung des Muschelkalksteinbruches zu genehmigen.
Sowohl im Ausschuss für Technik und Umwelt als auch im Gemeinderat hatte sich eine kurze Diskussion entsponnen. Die Verwaltung hatte argumentiert, dass durch die geplante Erweiterung „keine erheblich nachteiligen Auswirkungen auf die gesetzlichen Schutzgüter zu befürchten seien. Durch Staub, Lärm und Erschütterungen entstünden laut dem Antragsteller keine negativen Auswirkungen. Für Biotope, Boden und Wasser würden nachteilige Auswirkungen vermieden, argumentierte auch die Verwaltung, die sich dabei auf die Unterlagen der Antragsteller bezog.
Das stellten die Räte zum Teil in Abrede. Die Grünen-Rätin Doris Renninger betonte zudem die Notwendigkeit, „ein Signal in Richtung Baustoffrecycling zu geben“ . Solange Rohstoffe durch die räumliche Nähe schnell am Markt seien, tue man sich schwer, den Druck auf das Bauschuttrecycling zu verstärken, argumentierte sie. Ihr Fraktionskollege Ulrich Steller ging auf die Ausgleichsflächen ein. Bei jedem Bauprojekt würden „händeringend nach Ausgleichsflächen“ gesucht. Mit der Erweiterung würden nun aber „mit einem Federstreich“ neun Hektar herausgenommen, die für den Artenschutz bedeutend seien. Die Fläche würde zudem für „privatwirtschaftliche Nutzung“ zur Verfügung gestellt, nicht vergleichbar mit landwirtschaftlicher Nutzung.
Einseitiger Fokus auf den Naturschutz?
Stellers Betonung des Natur- und Artenschutzes regte den Freie-Wähler-Rat Manfred Grossmann zum Widerspruch. „Sie haben einen einseitigen Fokus auf den Naturschutz“, entgegnete er.
Seit dem Jahr 1953 baut das Unternehmen Rombold und Gfröhrer in seinem Steinbruch zwischen Hirschlanden und Heimerdingen Muschelkalk ab. Dieser dient als Rohstoff für Schotter, Asphalt und den Straßenbau. Anlässlich einer früheren Erlaubnis zur Erweiterung war das Unternehmen verpflichtet worden, die Rekultivierung der Fläche 25 Jahre nach Beginn des Abräumens der Bodenschichten fertigzustellen.
Der Planungsausschuss der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart (VRS) hatte in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für die Erweiterung gegeben. Die Entscheidung des Regionalverbands ist erforderlich, weil Teile der neuen Abbaufläche im regionalen Grünzug liegen, der besonders vor Eingriffen geschützt ist. Der Planungsausschuss stimmte dennoch zu, ist doch erklärtes Ziel des Regionalverbands, eine möglichst vollständige Ausschöpfung von Lagerstätten zu ermöglichen. Zudem gilt die Gewinnung von Rohstoffen in der Region als sinnvoller, als das Material über große Distanzen in die Region zu transportieren.
Abwägen in einem Zielkonflikt
Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) sprach von einem „Zielkonflikt“. Der Verwaltungschef, der für die SPD im Regionalparlament sitzt, fügte an, dass es „keine einfache Abwägung sei“. Steinbrüche gebe es nur dort, wo es Bodenschätze gibt. Zudem müsse man die Entscheidung auch damit abwägen, „was wir brauchen, wenn wir den Standard halten wollen“.