Ein gut besuchter Vortrag in der Kirche und eine liebevoll vorbereitete Ausstellung: Wenn Dagersheim 950. Geburtstag feiert, feiern alle mit. Wobei natürlich auch die Themen interessant waren und sind.
Dagersheim feiert 950-jähriges Jubiläum und fast der ganze Flecken feiert mit. Gut besucht war am Samstagabend denn auch auch ein Vortrag samt Ausstellungseröffnung zur Geschichte der evangelischen Kirche.
„Ausstellung und Vortrag zeigen uns, was unsere Kirche zu bieten hat, als Dorfkirche einfach unglaublich“, sagte Gerhard Berner, Mitorganisator und Kirchengemeinderatsvorsitzender, erfreut.
Einer der besten Kenner
Mit Hermann Ehmer hatte das Dagersheimer Jubiläumsteam einen der allerbesten Kenner der südwestdeutschen Kirchengeschichte eingeladen. Der ehemalige Leiter des Landeskirchlichen Archivs sprach kurzweilig fast eineinhalb Stunden lang wortwörtlich über „Gott und die Welt“ und rückte vor allem auch die tragende Rolle der Kirche für das gesamte Gemeinwesen und gesellschaftliche Leben in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.
Beginnend damit, dass die erstmalige urkundliche Erwähnung Dagersheims 1075 „wahrscheinlich eher zu spät“ sei, die Geschichte der heutigen Böblinger Teilgemeinde also noch weiter zurückreicht, über das Jahr des Kirchenneubaus 1491, bis hin zur bekannten Dagersheimer Schulmeisterfamilie Kolb, gipfelnd im württembergischen Pädagogen und Pietisten Immanuel Gottlieb Kolb.
So erfuhren die interessierten Zuhörer von kirchlichen Visitationen, die im Flecken an der Schwippe 1581 von 550 bis 600 Einwohnern, 1654 nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges aber nur noch von rund halb so vielen „Seelen“ berichteten. „Die Gemeinde besucht die Predigt des Gotteswortes fleißig“, wurde den damaligen Einwohnern attestiert. Zu den Aufgaben des Kirchenkonvents, heute Kirchengemeinderat, gehörten Eheordnung, Schulordnung und Armenpflege. Seit 1558 wurde außerdem ein sehr zeugnisreiches Taufbuch geführt, das damit zu den ältesten in Württemberg gehört.
„Die Schlusssteine des Chores erzählen, was den Dagersheimern damals in ihrem Glauben wichtig war“, beleuchtete Ehmer dazu bauliche Details.
Eine liebevoll vorbereitete Schau
Weitere zeigt ab sofort immer sonntags von 15 bis 18 Uhr unter dem Motto „12 Schätze“ die ebenfalls am Samstag eröffnete Ausstellung in der Dagersheimer evangelischen Kirche.
An zwölf Stationen im Kirchenschiff und dem besonders reich ausgestatteten Altarraum werden mit Rollups und Tafeln die wertvollsten Stücke vorgeführt und dazu noch viele weitere Informationen zu Kirche und Kirchengemeinde auch in der Sakristei. „Ein paar kleine Schätze gibt es auch zum selber Entdecken“, machten Pfarrer Gerhard Steinbach und Kirchengemeinderat Gerhard Berner noch mehr Lust auf die von einem ganzen Team liebevoll vorbereitete Schau.
Am Samstag geht es schon weiter
Der Vortrag am Samstagabend war der zweite einer achtteiligen Reihe anlässlich des Jubiläums „950 Jahre Dagersheim“. Weiter geht’s schon am kommenden Samstag, 5. April. Dann lässt der Böblinger Stadtarchivar Daniel Pfeifer in der Dagersheimer Zehntscheune Urkunden ,sprechen’ und referiert, was die alten Schriftstücke über Dagersheim erzählen können.