Künstliche und menschliche Intelligenz: Der schlaue Kühlschrank und sein Erfinder Fabian Then Foto: privat

Als Fabian Then einen Artikel über Lebensmittelverschwendung gelesen hat, war er erst schockiert – und dann animiert: Der 15-Jährige aus Aidlingen hat einen intelligenten Kühlschrank erfunden. Demnächst steht er damit im Finale des Bundeswettbewerb KI.

Wer in seinem Kühlschrank noch nie eine Tupperdose mit Was-auch-immer-das-mal-war vorgefunden hat oder morgens den Geschmack sauer gewordener Milch im Kaffee genießen durfte, der werfe den ersten Stein. Abgelaufene Lebensmittel sind ein Fluch unserer Gesellschaft – und die Zahlen zeigen, dass das Problem weniger lustig als viel mehr tragisch ist.

Allein in Deutschland werden pro Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt. Der größte Teil davon in privaten Haushalten. Das heißt: Jeder Mensch entsorgt im Durchschnitt rund 78 Kilo Lebensmittel pro Jahr. „Der Grund dafür ist meist, dass die Lebensmittel verdorben sind oder falsch gekauft wurden“, erklärt Fabian Then.

Die KI liefert auch Rezepte

Als der Schüler aus Aidlingen vor ein paar Monaten einen Artikel zu diesem Thema las, war er schockiert. „Da habe ich mir überlegt, wie ich dazu beitragen kann, das Problem zu verringern.“ Und da sich der 15-Jährige schon immer für Technik interessiert hatte, fiel ihm auch eine Lösung ein: Ein intelligenter Kühlschrank, der die Verbraucher bei der richtigen Lagerung und sogar beim Einkaufen unterstützt.

Fabian Thens Erfindung ist dazu in der Lage, Lebensmittel zu erkennen und ihnen im Kühlschrank das richtige Fach mit der richtigen Temperatur zuzuweisen. „So halten die Lebensmittel möglichst lang“, erklärt der Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums Böblingen stolz. Obendrein behält der Kühlschrank – im Gegensatz zu seinen Besitzern – immer den Überblick über seinen Inhalt.

Sind die Lebensmittel kurz davor, abzulaufen, schickt er per App eine Benachrichtigung an den oder die Verbrauer. Und legt bei Bedarf sogar noch ein Rezept obendrauf, sodass die Lebensmittel nicht ungenutzt verderben müssen. In der Handy-App, die Fabian Then ebenfalls selbst entwickelt hat, kann der Verbraucher außerdem sehen, was noch im Kühlschrank vorrätig ist, sodass er wirklich nur das einkauft, was benötigt wird.

Das Herz des schlauen Kühlschranks ist eine KI, die Fabian Then selbst programmiert hat. Dafür hat er insgesamt 1775 Bilder gesammelt und die künstliche Intelligenz so lange trainiert, bis sie die verschiedenen Lebensmittel mit einer Genauigkeit von 98,3 Prozent voneinander unterscheiden konnte.

Nachrüstung leicht gemacht

Wie das Ganze in der Praxis funktioniert, hat der Gymnasiast natürlich auch schon getestet. Die Ergebnisse sind gut. Die Kühlschrankbesitzer seien laut Fabian Then alle begeistert gewesen. Dazu kommt, dass das KI-Tool nachgerüstet und in jeden neuen Kühlschrank für wenig Geld integriert werden kann. „Alles, was man braucht, ist WLAN.“

Ganz einfach war die Entwicklung dieses Kühlschranks allerdings nicht. „Die größte Herausforderung war, dass der Kühlschrank so viele Dinge gleichzeitig machen muss“, erklärt Then. „Er muss auf Benutzereingaben reagieren, die Kamerabilder auswerten, Temperaturen messen und anzeigen und die Daten an die Handy-App übertragen.“ All diese Prozesse dürfen sich nicht gegenseitig aufhalten oder stören.

Fabian Then beeindruckte mit seiner Innovation nicht nur sein Umfeld, sondern auch die Jury des Schüler-Bundeswettbewerbs KI. Dort hat er mit seinem intelligenten Kühlschrank als eines der zehn besten Projekte Deutschlands prompt eine Einladung zum Finale erhalten, das am 15. November live in Tübingen stattfindet. Seinen Kühlschrank wird er dort erst vor der Jury und dann vor interessierten Besuchern präsentieren. Der Gewinner erhält neben einem Preisgeld einen Praktikumsplatz bei der Firma Fanuc. Das weltweit agierende Unternehmen ist unter anderem spezialisiert auf Fabrikautomation und Industrieroboter.

Wie der Wettbewerb ausgeht, steht natürlich noch in den Sternen. Für Fabian Then steht aber schon jetzt fest, dass das Projekt „Intelligenter Kühlschrank“ danach noch nicht abgeschlossen ist. „Ich bin gerade dabei, mit einer zweiten Kamera im Kühlschrank noch weitere Funktionen zu ergänzen und bestehende Funktionen zu erweitern . Ich bleibe also dran.“

Das nächste Projekt ist in Arbeit

Das junge Käpsele hat noch weitere Projekte in Planung. „Ich versuche gerade auch zu erforschen, welche Bauform ein perfektes Bodeneffektfahrzeug haben muss“, verrät er. Für diejenigen, bei denen nun Fragezeichen über dem Kopf auftauchen: Ein Bodeneffektfahrzeug ist ein Flugzeug, das sehr nahe am Boden fliegt und so den durch die Luftwalze über dem Boden entstehenden Auftrieb nutzt, um besonders effizient zu fliegen. „Hier baue ich gerade verschiedene ferngesteuerte Modelle und probiere sie aus.“

Die Chance ist also groß, dass man von Fabian Then auch in Zukunft noch so einiges hören und lesen wird – und womöglich auch anwenden.

Abstimmung Neben den Schülerpreisen gibt es beim Bundeswettbewerb KI auch einen Publikumspreis zu gewinnen. Diesen bekommt das Projekt, das bei der Abstimmung im Internet die meisten Stimmen erhält. Seit dem 1.11. kann man unter www.bw-ki.de/publikumspreis für Fabian Thens Projekt „Der intelligente Kühlschrank“ abstimmen.