Das Schloss ist eines der markantesten Bauwerke von Oßweil. Foto: Werner Kuhnle (Archiv)

Seit 100 Jahren gehört Oßweil zur Ludwigsburg – längst sind die beiden einst so unterschiedlichen Kommunen zusammengewachsen.

Am 1. Dezember 1922 war es so weit. Man könnte auch sagen, das Werben des kleinen Dorfes wurde von der großen Nachbarstadt erhört: Die Hochzeitsglocken läuteten, Oßweil und Ludwigsburg taten sich zusammen.

Die große Liebe – um in Bild der Vermählung zu bleiben – war die Vereinigung aber sicherlich nicht. Oßweil, schon damals weit mehr als 1000 Jahre alt, ein stolzes, von der Landwirtschaft geprägtes Dorf, erstmals 816 in einem Kataster des Klosters Murrhardt urkundlich erwähnt – und nebenan die mindestens so stolze einstige Residenzstadt Württembergs, in der damals viele Beamte und Soldaten lebten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings umwarb Oßweil die Stadt, man wollte die Eingemeindung. Doch das Bezirzen traf in Ludwigsburg zunächst auf nur wenig Gegenliebe. Allerdings gab es in Ludwigsburg damals nur wenige Grundstücke zur Expansion – diese Flächen aber hatte Oßweil. Ein Argument, das dem Ludwigsburger Gemeinderat offenbar einleuchtete. Oßweil setzte mit Blick auf den Anschluss an Ludwigsburg auf eine Verbesserung der Infrastruktur im Dorf. Gemeinsam stärker als allein, das war das Motto der Befürworter.

Der liebe Frieden hielt nicht lange

Am 1. Dezember 1922 – also vor fast genau 100 Jahren – kamen die Orte zusammen. Die Kommunalpolitiker besiegelten die Sache damals im Oßweiler Gasthaus Rose. Doch der liebe Frieden, der hielt nicht lange. Zum Streit kam es wegen der geplanten Verlagerung mehrerer Ämter in die Stadt. Die Entscheidung hatte zwar nicht Ludwigsburg getroffen, sondern das Innenministerium in Stuttgart. Und die Entscheidung zur Verlagerung wurde sogar zurückgenommen. Oßweil wollte dennoch auf einmal wieder raus aus dem Vertrag. Weder der Ludwigsburger Gemeinderat noch das Ministerium und der württembergische Verwaltungsgerichtshof machten da allerdings mit. Oßweil blieb also bei Ludwigsburg.

Der Beginn der Beziehung zwischen Ludwigsburg und Oßweil hätte wohl besser laufen können, keine Frage. Heute indes dürften sich die meisten Bürger in Oßweil in erster Linie als Ludwigsburger fühlen. Man könnte sagen: Die Vermählung ist schlussendlich doch geglückt. Der Ort und seine Bewohner sind längst angekommen in der festen Beziehung.

Historischen Gebäude sollen bewahrt werden

Oberbürgermeister Matthias Knecht erinnert auch daran, dass man mit der sogenannten Erhaltungssatzung versuche, möglichst viele der historischen Gebäude zu bewahren. Zudem wachsen mit dem neuen Wohn- und Spielpark Ost Oßweil und die Stadt nun noch weiter zusammen.

Einwohner
 Oßweil hat etwa 11 000 Einwohner, um das Jahr 1900 waren es nur rund 2000. Der Ort liegt östlich der Ludwigsburger Kernstadt und wird im Nordwesten durch den Neckar begrenzt.

Umstritten
 Einer der bekanntesten Bürger Oßweils ist auch einer der umstrittensten: August Lämmle (1876 – 1962), von dem seine Kritiker sagen, er sei ein Nazi-Dichter gewesen. Die bis vor Kurzem nach ihm benannte Schule im Ort heißt nun Grundschule Oßweil. Das hat der Gemeinderat im Februar mit knapper Mehrheit beschlossen.

Festakt
Am Freitag, 28. Oktober, wird „100 Jahre Eingemeindung“ gefeiert. Der Festakt in der Mehrzweckhalle Oßweil beginnt um 19 Uhr.