Grabungsleiter Harald Lübke zeigt den Teil eines steinzeitlichen Paddels, der zusammen mit seinem Untergrund in einem Wasserbad gelagert wird. Foto: dpa/Markus Scholz

Im Duvenseer Moor in Schleswig-Holstein finden Forschende immer wieder Spuren steinzeitlicher Jäger und Sammler. Jetzt ist ihnen wieder ein aufsehenerregender Fund gelungen.

Forscher haben bei Grabungen im Duvenseer Moor bei Lüchow in Schleswig-Holstein ein etwa 10 500 Jahre altes Bruchstück eines Paddels entdeckt.

„Nach dem berühmten Fund des Paddels von Duvensee im Jahr 1925 ist dies das zweite Fundstück dieser Art“, sagt Grabungsleiter Harald Lübke. Es sei zwar nicht so gut erhalten wie der Fund vor 99 Jahren. „Aber es zeigt eindeutig die typische Form der damaligen Zeit, denn man kann es eigentlich eins zu eins auf das alte Paddelblatt legen.“

Archäologischer Hotspot: Das Duvenseer Moor bei Lüchow in Schleswig-Holstein. Foto: Imago//F. Hecker
Das Paddel von Duvensee bei der Bergung im Jahr 1924. Foto: © AMH/Museum digitla
Das Paddel von Duvensee in der archäologischen Dauerausstellung des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg (AMH) Foto: © AMH/Museum digital

Duvenseer Moor – ein archäologischer Hotspot

Die Archäologen fanden das handflächengroße Bruchstück auf der heutigen Wiese von Landwirt Paul Petersen in der Nähe des früheren Seeufers. Der Stiel ist zwar abgebrochen, die Schulterpartie ist aber eindeutig erhalten.

Der Stiel ist zwar abgebrochen, die Schulterpartie ist aber eindeutig erhalten. Foto: Leon Schadler

„Diese Paddel sind wichtige Belege für frühe Mobilität auf dem Wasser. Vergleichbare Funde gibt es nur noch an der Fundstelle Star Carr im Norden Englands, deren Paddel etwas älter sind“, erklärt Lübke.

Für die Archäologen ist der Ort seit langem ein Hotspot. Seit rund 100 Jahren graben sie immer wieder dort. Es gibt mehr als 20 Fundstellen, darunter steinzeitliche Wohnplätze. Als diese noch bewohnt waren, lag die letzte Eiszeit bereits mehrere 1000 Jahre zurück. Die Ostsee in ihrer heutigen Form existierte noch nicht, stattdessen gab es viele Seen.

Grabungsleiter Harald Lübke kniet in einem Grabungsschnitt im Duvenseer Moor. Foto: dpa/Markus Scholz
Grabungsleiter Harald Lübke zeigt einen bearbeiteten Feuersteinsplitter, der in der Vergangenheit als Widerhaken an einem Jagdgegenstand gedient haben kann. Foto: dpa/Markus Scholz
Eine Studentin der Archäologie siebt Aushub an einem Grabungsschnitt im Duvenseer Moor. Foto: dpa/Markus Scholz

Gibt es noch Reste eines Bootes?

Lübke geht nicht davon aus, dass die Jäger und Sammler das Bruchstück beim Paddeln auf dem See verloren haben, wie dies mutmaßlich beim Fundstück von 1925 der Fall war. „Viel normaler ist, dass solche Stücke so lange benutzt werden, bis sie irgendwann zufällig zerbrechen. Das ist hier offenbar passiert und dieses Fragment ist dann zufällig mit in der Uferzone gelandet.“

Der Forscher hofft, eines Tages Reste eines Bootes der Jäger und Sammler zu finden. „Die Frage, ob die Menschen damals einfache Einbäume oder sogar mit Birkenrinde oder Tierfellen bespannte Spantenboote nutzten, ist in der Archäologie seit langem offen. Das Duvenseer Moor könnte uns hier wichtige Antworten liefern.“ Der Fund eines solchen Bootes wäre für ihn der Hauptgewinn.